Er machte seine Eingebung zum kaiserlichen Propagandazeichen, schmückte seine Kriegsfahne und die Rüstungen seiner Soldaten damit und blieb von da an siegreich, bis er schließlich im Jahre 324 Alleinherrscher des Römischen Reiches wurde.
Erfolg besiegelt
Der Held der Legende ist Konstantin der Große. Mit ihm wurde die "Erfolgsgeschichte" des Christentums und seines neuen Symbols, des Kreuzes, eingeleitet. Die Christen wurden den heidnischen Religionen gleichgestellt, bald darauf die Kreuzigungsstrafe abgeschafft.
In den ersten Jahrhunderten des Christentums wurde das Hinrichtungsinstrument Jesu allerdings noch nicht als Symbol gebraucht.
Vom Fisch zum Kreuz
Zum einen galt das Kreuz damals als Symbol einer besonders entehrenden Hinrichtungsart, zum anderen war die Auferstehung Jesu für die frühen Christen wesentlich wichtiger als dessen vorangegangener Tod.
Das älteste Symbol Jesu war vielmehr der Fisch.
Allgegenwärtiger Schmuck
Nach und nach begann man im 4. Jahrhundert, das neue christliche Zeichen an Sarkophagen, Lampen und anderen Gegenständen anzubringen.
Kirchen wurden mit Kreuzen geschmückt, man errichtete sie auf Hügeln und Bergen, an Wegkreuzungen und auf öffentlichen Plätzen. Heute fehlt das Kreuz in kaum einem christlichen Haushalt, Millionen Menschen tragen es um den Hals.
Nicht nur christliches Symbol
Freilich ist das Kreuz älter als seine christliche Variante. Als abstraktes Zeichen war es in den verschiedensten Kulturkreisen bekannt, dem auch unterschiedliche, meist magische und heilige Bedeutung zugeschrieben wurde.
Belegt ist das Symbol bereits in urgeschichtlicher Zeit und in den frühen Hochkulturen des Vorderen Orients, Amerikas und Asiens in zahlreichen Varianten.
Das älteste Kreuz
Am ältesten dürfte das ägyptische Henkelkreuz - in der Hieroglyphenschrift das Lebenszeichen "Anch" - sein, das die koptische Kunst mit christlicher Auslegung übernahm.
Das griechische Kreuz mit gleich langen Armen ("Crux quadrate") gilt als ältestes christliches Zeichen. Es stimmt mit dem hebräischen Buchstaben "Taw" überein und kommt schon in der jüdischen Kunst vor.
Zahlreiche Sonderformen
Als historische Kreuzform gilt aber das lateinische Kreuz mit verlängertem Vertikalbalken ("Crux immissa"), auch wenn es als unwahrscheinlich gilt, dass das Kreuz Jesu genau diese Form hatte.
Daneben gibt es noch eine Reihe von Sonderformen, beispielsweise das Papstkreuz mit drei Querbalken und die russische Variante mit ebenfalls - anders angeordneten - drei Balken, um nur einige zu nennen.
Vom Kreuz zum Kruzifix
Die ersten Darstellungen der Kreuzigung Jesu erschienen erst nach 400, abgesehen von wenigen Ausnahmen. Im Mittelalter schließlich setzte sich das Kruzifix gegen das nackte Kreuz durch, also die isolierte Darstellung des gekreuzigten Jesu.
Doris Felkl, ORF.at