"Der war unerträglich. Das ist ein Affront. Eine Entschuldigung wäre angebracht. Das hat viele Funktionäre ins Mark getroffen", sagte Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) in der Info-Illustrierten "News" und wiederholte ihre Kritik gegenüber dem ORF-Radio Salzburg.
"Missverständnis aufgesessen"
Gusenbauer sieht jedoch keinen Grund für eine Entschuldigung. Er glaube, dass Burgstaller wie viele andere einem "Missverständnis" aufgesessen sei, sagte der SPÖ-Chef am Mittwoch nach dem Hauptausschuss des Nationalrats gegenüber Journalisten.
Derjenige, der sich bis jetzt am meisten über den Sager erregt habe, sei ja der ÖVP-Generalsekretär (Hannes Missethon, ÖVP, Anm.) gewesen. Und der habe mit der SPÖ eigentlich nichts zu tun.
Heikle Themen bei Vollversammlung
Diese Aussage dürfte in der SPÖ für neuen Widerspruch sorgen. Der SPÖ-Parlamentsklub war am Mittwochnachmittag zu einer Vollversammlung zusammengetreten. Offiziell wurde verkündet, dass es in erster Linie um eine Vorbereitung der Nationalratssitzung am Donnerstag gegangen sei.
Tatsächlich standen nach Angaben mehrerer Abgeordneter jedoch eine Analyse der Niederösterreich-Wahl, das "Neuwahlgespenst", aber auch der "Gesudere"-Sager auf der Tagesordnung, berichtete die APA.
Empörte Abgeordnete
Empörte Abgeordnete sollen laut eigenen Angaben die Aussage Gusenbauers sowie dessen De-facto-Nichtteilnahme am Niederösterreich-Wahlkampf angesprochen haben.
Gusenbauer soll auf Ersteres nicht näher eingegangen sein und Letzteres damit begründet haben, dass das abgesprochene Strategie mit der Landespartei gewesen sei, da Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) einen Wahlkampf gegen den Bund geführt habe.
"Jederzeit gerne Diskussionen"
"Man kann dazu beitragen, dass deren Unmut (der Funktionäre, Anm.) reduziert wird, indem man das erstens bedauert und zweitens durch gute Leistung überzeugt", hatte Burgstaller an die Adresse des Parteichefs gesagt.
Gusenbauer betont nun, dass er jederzeit gerne anständige Diskussionen mit Funktionären führe. Und die drei zuletzt abgehaltenen Regionalkonferenzen seien "außerordentlich produktiv" gewesen.
Kamera filmte mit
Der Kanzler hatte, offenbar ohne die laufende ORF-"Report"-Kamera zu bemerken, im Vorfeld einer Funktionärsveranstaltung in Donawitz (Steiermark) zu Staatssekretärin Heidrun Silhavy (SPÖ) gesagt: "Und das wird heute was Ordentliches in Donawitz oder das übliche Gesudere?"
ÖVP in NÖ schaltete Inserate
Die niederösterreichische ÖVP griff den Sager in der Endphase ihres Wahlkampfes dankbar auf und schaltete Inserate auf den Regionalseiten mehrerer Tageszeitungen. "... das übliche Gesudere", heißt es dort in weißen Lettern auf rotem Grund, und darunter: "Das (sic!) sieht man wieder einmal, was der Herr Bundeskanzler Dr. Gusenbauer von den Sorgen der Menschen hält."
Auf den Sager angesprochen, den verschiedene niederösterreichische Bürgermeister als nicht sehr hilfreich in der Endphase des Wahlkampfes bewertet haben sollen, sagte der Bundeskanzler am Tag nach dem SPÖ-Debakel, dahingehende Überlegungen seien jetzt müßig.
Weiter auf Linie
Letztendlich soll die Vollversammelung des Parlamentsklubs am Mittwoch aber harmonisch ausgeklungen sein. Zweites großes Thema im Parlamentsklub war die aktuelle politische Situation.
Der Klub sei darauf eingestimmt worden, dass die ÖVP jederzeit Neuwahlen einleiten könnte und man sich auf dieses Szenario einstellen müsse. Selbst strebe man einen vorgezogenen Urnengang nicht an, hieß es danach.
"Keine Personaldiskussion"
In Sachen Steuerreform und Inflationspaket wolle die SPÖ auf Linie bleiben. Die Ausführungen Gusenbauers seien auf sehr positive Resonanz gestoßen und hätten viel Beifall erhalten, erklärten mehrere Abgeordneten und Minister.
Eine Personaldiskussion habe es folgerichtig nicht gegeben.
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