Diries "ständiger Kampf" gegen den Peiniger

Dirie sprach von "Verirrung", weil sie "ihre Ruhe" haben wollte.
Die tagelang in Brüssel vermisste UNO-Sonderbotschafterin und Autorin Waris Dirie wurde laut eigenen Angaben von einem Taxifahrer entführt und zwei Tage lang in dessen Haus festgehalten.

Der Mann soll auch versucht haben, sie zu vergewaltigen, sagten Dirie und ihr Manager Walter Lutschinger am späten Sonntagabend gegenüber der APA. Lutschinger sagte, Dirie nehme Kickbox-Unterricht und könne sich zur Wehr setzen.

"Alter, hässlicher Mann"
Nach zwei Tagen ohne Essen brachte der Mann Dirie schließlich zurück in die Stadt und ließ sie irgendwo aussteigen. Es sei der "absolute Terror" gewesen, habe Dirie über die Gefangenschaft erzählt, so der Manager.

Zur Beschreibung des Täters sagte sie, dass er ein "alter, hässlicher Mann" gewesen sei. Es gehe ihr auf jeden Fall schlecht, derzeit schlafe sie vor allem sehr viel.

Dirie "schwer schockiert"
Verletzungen an der Schulter sowie Kratzspuren an den Beinen würden von ihrem Martyrium zeugen, so Lutschinger. Dirie sei nach ihrer Aussage bei der belgischen Polizei im Hotel in Weinkrämpfe ausgebrochen und habe einen Nervenzusammenbruch erlitten.

Den belgischen Behörden gegenüber habe Dirie bisher nichts über den Vorfall erzählt, weil sie "nicht mehr darüber reden", sondern nur noch "ihre Ruhe" wollte. "Ich glaube, sie ist einfach schwer schockiert gewesen", so der Manager.

Fahrtkosten "in Naturalien" bezahlen
Nach der vergeblichen Suche nach ihrem Hotel mit der Polizei sei Dirie auf jenen Taxifahrer gestoßen, der sie später zwei Tage lang gefangen gehalten habe, sagte Lutschinger. Der Mann habe ihr angeboten, bei der Suche zu helfen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen habe er ihr schließlich vorgeschlagen, bei ihm zu übernachten.

In seinem Haus am Stadtrand soll er Dirie dann aufgefordert haben, die hohen Fahrtkosten "in Naturalien" zu bezahlen. Laut Dirie sei es ein ständiger Kampf gewesen, der Taxifahrer habe mehrmals vergeblich versucht, sie zu vergewaltigen, so Lutschinger.

Der zweite Mann
Da sich nun allerdings jener Mann in die Medien gedrängt habe, mit dem sie aufgegriffen wurde, wollte Dirie nun doch über den Vorfall reden, so Lutschinger. Dirie betonte, sie habe diesen Mann erst etwa eine Stunde vor ihrem Wiederauftauchen kennengelernt, also nachdem der Taxler sie aus der Gefangenschaft entlassen hatte.

Er habe ihr nur ein Getränk gekauft und wollte anschließend helfen, das Polizeizentrum zu finden. Dabei sei man auf jene Beamtin gestoßen, die Dirie schließlich identifiziert habe.

Dirie machte sich alleine auf den Weg
Es stimme auf jeden Fall, dass Dirie am Dienstagabend nach einem kurzen Discobesuch ihr Hotel nicht wiedergefunden habe, sagte Lutschinger. Falsch sei, dass sie randaliert habe. Zur falschen Adresse chauffiert, habe sie sich bei der Suche nach ihrer Unterkunft zunächst der Polizei anvertraut, die mit ihr stundenlang von Hotel zu Hotel gefahren sei.

Die Nachforschungen der Beamten, die nur schlecht Englisch konnten, beurteilte das Model nach einer Zigarettenpause vor einem Hotel schließlich als wenig zielführend, sagte Lutschinger. Laut ihrem Manager machte sie sich daher alleine und zu Fuß weiter auf die Suche. Dabei dürfte sie ihrem Peiniger in die Arme gelaufen sein.

Ohne Bargeld unterwegs
Dirie war im Rahmen ihrer Tätigkeit als UNO-Sonderbotschafterin nach Belgien gereist. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens hatte sie keinen Pass, kein Handy und kaum Bargeld bei sich.

Bei ihrer Suche nach dem Hotel sei Dirie mehrmals bei Polizeistationen gewesen und teilweise weggeschickt worden, sagte Lutschinger. Die Polizei sei grundsätzlich aber "wahnsinnig nett" gewesen.

Man gehe davon aus, dass die Ermittlungen in Belgien nun wieder aufgenommen werden, so Diries Anwalt Gerald Ganzger. In ihrer ersten Reaktion hatte Dirie ihr plötzliches Verschwinden gegenüber der Polizei und Medien als "Missverständnis" bezeichnet.

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