Interesse an einer Eskalation hätte vor allem die marxistische Rebellenorganisation FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens), die ihren Kampf gegen die Regierung in Bogota auf die ganze Region ausdehnen will.
"Kolumbien muss sehr vorsichtig sein"
"Wir befinden uns nur einen Schritt von einem Kriegsfall entfernt", warnte der frühere Guerillero Leon Valencia, der die Stiftung Neuer Regenbogen leitet. Angesichts der militärischen Lage an der 2.219 Kilometer langen Grenze zu Venezuela und den 586 Kilometern Grenze zu Ecuador müsse die kolumbianische Regierung "sehr vorsichtig" sein.
Bogota hat derzeit etwa 40.000 Soldaten an den Grenzen zu Venezuela und Ecuador stationiert. Ecuador und Venezuela haben ihre Truppen im Grenzgebiet nach dem Vorfall von Samstag verstärkt. Venezuelas Präsident Hugo Chavez hatte gedroht, ein kolumbianisches Eindringen in sein Land als "Kriegsfall" zu werten.
Ecuadors diplomatische Offensive
Auf der Suche nach weiteren Verbündeten begann Ecuadors Staatschef Rafael Correa am Dienstag eine Rundreise durch mehrere lateinamerikanische Länder. "Ecuador hat eine intelligente diplomatische Offensive gestartet und befreundete Regierungen besucht", sagt die Politikwissenschaftlerin Grace Jaramillo.
Mit seiner Blitzdiplomatie konnte sich Correa unter anderem die Rückendeckung von Argentinien und Brasilien sichern.
US-Unterstützung für Kolumbien
Viel bringen die regionalen Solidaritätsbekundungen der ecuadorianischen Regierung aber nicht, denn Kolumbien kann auf die Unterstützung der USA bauen. US-Präsident George W. Bush dankte seinem kolumbianischen Amtskollegen Alvaro Uribe telefonisch für dessen "starke Führung" im Kampf gegen die linksgerichteten Rebellen und versicherte seine Unterstützung.
FARC will Konflikt internationalisieren
Nutznießer des Säbelrasselns sind nach Einschätzung von Experten vor allem die FARC-Rebellen, die versuchen, ihren seit vier Jahrzehnten andauernden Konflikt mit Bogota auf die ganze Region auszudehnen.
Die kolumbianische Regierung schätzt die Zahl der FARC-Kämpfer auf 6.000 bis 8.000. Die Rebellen ziehen sich seit Jahren bevorzugt nach Ecuador und Venezuela zurück, um Angriffen der kolumbianischen Armee zu entgehen.
"Die FARC hat ein großes Interesse, eine Auseinandersetzung zu provozieren und so die Aufmerksamkeit der kolumbianischen Armee von sich abzulenken", sagt der Politikwissenschaftler Alfredo Rangel.
Neue Eskalationsstrategie der FARC?
General Jose Bonet, Ex-Oberbefehlshaber der kolumbianischen Armee, befürchtet, dass die Rebellen kleinere Scharmützel an der kolumbianisch-venezolanischen Grenze verursachen könnten.
Auch die frühere kolumbianische Verteidigungsministerin Marta Lucia Ramirez warnt, dass sich die Guerilleros "jeden Vorfall" zunutze machen würden.
Jean-Luc Porte, AFP
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