Aber erst langsam lassen die Funde auf das Ausmaß des wahrscheinlich schlimmsten Falls von Kindesmissbrauch in der britischen Kriminalgeschichte schließen.
Handschellen im Keller
Am Donnerstag stießen Ermittler laut einem Bericht der "Times" in einem versteckten Raum im Keller des Anwesens auf ein Paar Handschellen.
In dem nur rund vier Meter langen und nicht einmal drei Meter breiten Verließ habe sich außerdem eine Badewanne befunden. Die dürfte, so der "Daily Mirror", laut den Vermutungen der Polizei zur Wasserfolter gedient haben.
"Reihe signifikanter Funde"
Diese Horrorfundstücke belegten nun Schilderungen ehemaliger Bewohner des Heims, die dort laut eigenen Aussagen gefoltert und systematisch sexuell missbraucht wurden.
Mittlerweile haben sich 160 mutmaßliche Opfer bei der Polizei gemeldet. Teils liegen ihre Fälle über 40 Jahre zurück. "Wir haben eine Reihe signifikanter Funde gemacht, die die Angaben der Zeugen belegen", zitierte die "Times" am Freitag den Polizeichef von Jersey, Lenny Harper.
Suche nach weiteren Verließen
Schon 2003, als das Gebäude in eine Jugendherberge umgebaut wurde, hätten Arbeiter Handschellen und hölzerne Stöcke in einem Raum gefunden, berichtete die "Daily Mail" ebenfalls am Freitag. Diese dienten offenbar der "Bestrafung" der Kinder.
Ehemalige Heimbewohner hätten weiters von einem "dunklen, tiefen" Raum unter einer Falltür berichtet, in dem Kinder unter Drogen gesetzt und missbraucht worden seien, hieß es weiter. Dabei könnte es sich laut "Times" um zwei 40.000-Liter-Vorratstanks im Hof des Anwesens handeln.
Grundstück wird umgegraben
Die Ermittler erwarten noch mehrere ähnliche Funde und durchsuchen derzeit systematisch das ganze Anwesen. Sie rechneten damit, noch auf weitere versteckte Räume in dem Gebäude zu stoßen.
Mehrfach hätten vor vermauerten Türen, aber auch außerhalb des Gebäudes Spürhunde angeschlagen, die auf das Auffinden menschlicher Überreste trainiert sind, hieß es dazu in der britischen Presse. Die Ermittler lassen deshalb auch das Grundstück systematisch umgraben. Am Samstag war im Betonboden eines Kellers der Schädelknochen eines Kindes gefunden worden.
Zugemauerter, fensterloser Raum
Die Polizei hatte sich vor drei Tagen Zutritt zu einem etwa 14 Quadratmeter großen Keller verschafft, der auf den Plänen des Heims nicht verzeichnet war.
Dort entdeckten sie einen Zugang zu einem weiteren zugemauerten, fensterlosen Raum. Von einem solchen hätten Zeugen ebenfalls berichtet. Dabei könnte es sich um einen früheren Lagerraum handeln, der nicht in den Plänen des Gebäudes verzeichnet ist.
"Tiefer, dunkler Keller"
Laut "Times" hatten zwei frühere Haushälterinnen ausgesagt, dass ihnen von einem "tiefen, dunklen Keller" und einem "Bestrafungsraum" erzählt wurde, in dem Kinder in "Einzelhaft" gehalten worden seien.
Die heute 63-jährige Sandra O'Riordan sagte der Zeitung, sie habe "definitiv" Mädchen über einen "Bestrafungsraum" sprechen gehört, das allerdings nicht weiter ernst genommen. "Heute wünsche ich, ich hätte."
Keine Liste verschwundener Kinder
Wie viele Kinder Opfers der Verbrechen wurden, ist währenddessen noch völlig unklar.
Die Polizei versucht deshalb nun, die Namen früherer Heimbewohner herauszufinden, was allerdings schwierig sei: "Was wir haben, sind anekdotische Schilderungen wie 'Wir waren dort mit der und der Person' und vielleicht einen Vornamen", so Harper gegenüber der "Times".
Systematisch vertuscht?
Laut Harper vernahm die Polizei im Zusammenhang mit dem Fall 40 Verdächtige, darunter ehemalige Pflegekräfte und Polizeibeamte. "Es wird Festnahmen geben", betonte er.
Auch eine mögliche systematische Vertuschung der Missbrauchsfälle wurde angedeutet: Viele Opfer hätten gesagt, ihr verzweifeltes Ersuchen um Hilfe sei "ignoriert" worden.
In dem 60-Betten-Heim lebten von den frühen 50er Jahren bis zur Schließung 1986 schätzungsweise mehr als 1.000 Kinder. 2003 wurde das Haus zu einer Jugendherberge umgebaut.
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