In die Schlagzeilen schafft es die Insel immer wieder aber vor allem aus einem anderen Grund: Mit extrem niedrigen Steuern ist Jersey auch ein Paradies für die internationale Finanzindustrie. Doch nach dem Steuerskandal in Liechtenstein kommt die britische Regierung nun unter Zugzwang.
Fluchtburg des Geldes
In internationalen Medien gilt Jersey als Fluchtburg des Geldes. Wer hier einen Firmensitz hat - Briefkastenfirmen gibt es zuhauf - oder für sein Vermögen einen "Trust" gründet, genießt Steuerfreiheit auf alle Kapitalerträge, auch Abgaben auf Unternehmensgewinne entfallen.
Auf Jersey sitzen mehrere Dutzend Hedgefonds, die über ein Anlagevermögen von 60 Mrd. Euro verfügen. Die Insel werbe damit, dass Fonds mit einer Einlage von mindestens einer Million Dollar keine Regulierung zu fürchten brauchen, heißt es etwa in der "Süddeutschen Zeitung", auch müsse kein unabhängiger Bilanzprüfer eingesetzt werden.
Auch Österreich "steuerschonend"
Die internationale Finanzindustrie hat das bekannte Steuerparadies früh für sich entdeckt. Viele haben Büros und Investmentvehikel auf der Kanalinsel vor Großbritannien. Nicht nur britische, sondern auch andere europäische Fonds, Hedgefonds-Betreiber, Vermögensverwalter und führende Banken, darunter UBS aus der Schweiz, und auch Österreicher (Erste Bank, Raiffeisen, BAWAG, Hypos etc.) sitzen mit Vertretungen auf der Offshore-Kanalinsel.
Sie nutzen dort Steuervorteile bei Emissionen oder vertreiben Fonds. Ihren gesamten Firmensitz auf Jersey haben die in Wien börsennotierten Firmen Meinl European Land (MEL), Meinl International Power (MIP) und Meinl Airports aufgeschlagen.
Fiskus entgehen Milliarden
Nach Schätzungen der britischen Association for Accountancy and Business Affairs (AABA) gehen dem Fiskus jährlich zwölf Mrd. Pfund (16 Mrd. Euro) durch legale und illegale Kapitaltransfers in Offshore-Zentren verloren.
Allein auf Jersey sind dem US-Thinktank Tax Analysis zufolge 491 Mrd. Dollar illegal geparkt, um Steuerzahlungen zu vermeiden, schreibt das "Handelsblatt" in seiner Dienstag-Ausgabe.
Sonderrechte für Kanalinseln
Steuerparadiese wie Jersey, Guernsey und die Isle of Man sind zwar direkt der Krone unterstellt, haben aber im Rahmen der britischen EU-Beitrittsverträge ihre Rechte zum freien Handel erhalten. Dennoch habe die britische Regierung Möglichkeiten, gegen Steuerflucht vorzugehen.
Briten müssen Druck erhöhen
Unter Druck der EU wurden die Vorschriften in den letzten zehn Jahren strenger. Die britischen Steuerbehörden haben zudem seit 2005 Gerichtsurteile erwirkt, die ihnen ungehinderte Einsicht in Konten und Kreditkartenabrechnungen der großen britischen Banken erlauben - neuerdings ohne dass sie einen begründeten Verdacht haben müssen.
Ein Bankgeheimnis existiert nicht. Die Spuren zu den bankeigenen Trusts auf den Inseln sind nicht mehr so leicht zu verwischen. Die "Neue Zürcher Zeitung" ("NZZ") zitiert eine anonym bleiben wollende Steuerberaterin auf Jersey, die das Geschäft mit britischen Bürgern "unbedeutend" nennt. Trotzdem sei es dem Finanzplatz noch nie so gut gegangen.
Internationaler Finanzadel
Den Löwenanteil der Kundschaft machten nämlich die "Non-Doms" aus: Ausländer, die zwar im Vereinigten Königreich wohnen, ihr offizielles Domizil aber anderswo haben.
Wichtig ist laut der von der "NZZ" zitierten Gewährsfrau auf Jersey auch, dass es keine Erbschaftssteuer gibt. Viele Liegenschaften im teuren London würden von Ausländern über Insel-Trusts gehalten. Die meisten dieser Anleger verfügten über direkte Bindungen an das Vereinigte Königreich, nur etwa ein Fünftel deponiere bloß das Vermögen auf Jersey. Die wenigsten von diesen Anlegern kämen aus Europa.
"Wenn nicht Jersey, dann woanders"
Wenn jetzt der Druck der EU oder auch der britischen Politik tatsächlich noch weiter zunimmt, mit den von London "subventionierten" Steuervorteilen aufzuräumen, so schreckt das die Banker angeblich nicht sehr.
"Wenn es nicht Jersey ist, ist es ein anderer Standort", hieß es aus Bankenkreisen zur APA. Liefert Jersey nicht mehr die klassischen günstigen Steuervorteile, dann geht das eben auf den Bermudas oder in Dubai.
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