Beim ehemaligen BAWAG-Generaldirektor Walter Flöttl habe man "gar nichts" gefunden, hieß es späten Montagnachmittag aus informierten Kreisen gegenüber der APA.
Gericht entsandte "SoKo Flip"
Die Sonderkommission BAWAG ("SoKo Flip") des Bundeskriminalamts war vom Gericht entsandt worden, um im Keller von Walter Flöttl nach Akten zu den Karibik-1-Geschäften zwischen der Bank und dem angeklagten Spekulanten Wolfgang Flöttl, Walter Flöttls Sohn, zu suchen.
Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner hatte im Prozess berichtet, dass laut einem BAWAG-Mitarbeiter im Keller seines Vorgängers an der Bankspitze Unterlagen zu den Karibik-1-Geschäften gelagert seien. Das gab den Anstoß für Richterin Claudia Bandion-Ortner, die SoKo-Beamten zur Suche loszuschicken.
Von Flöttl jun. begleitet
Begleitet von Wolfgang Flöttl, der sich um die Reaktion seines 84-jährigen Vaters angesichts eines Trupps Polizisten sorgte, rückten die Beamten zum Flöttl-Penthouse Ecke Fleischmarkt/Rotenturmstraße in der Wiener Innenstadt aus.
Auch Wolfgang Flöttls Anwälte Herbert Eichenseder und Christian Hausmaninger waren zugegen. Gefunden wurde offenbar nichts.
Kaum Unterlagen bei BAWAG gefunden
Die Karibik-1-Geschäfte wurden 1994 nach massiver öffentlicher Kritik beendet. In der BAWAG selbst waren dazu bis zum Jahr 1994 kaum Unterlagen gefunden worden.
Am 8. Februar war die Anklage gegen Elsner auf die Karibik-1-Geschäfte ausgedehnt worden. Elsner hat nun Untreue mit einem Gesamtschaden von 2,5 Mrd. Euro zu verantworten.
Auch Suche bei KPMG
Auch beim Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG, dem langjährigen Prüfer der BAWAG, hielt die Sonderkommission Montagnachmittag gemeinsam mit dem angeklagten Ex-BAWAG-Wirtschaftsprüfer Robert Reiter "Nachschau", ob noch Unterlagen zu den Karibik-1-Geschäften vorhanden seien.
"Ich kann im Keller der KPMG suchen, ob ich noch etwas finde", sagte Reiter. Die Ausbeute war offenbar gering, so die Auskunft aus informierten Kreisen.
Die Vorgeschichte zu den Verlusten
Die Karibik-1-Geschäfte gelten als Vorgeschichte der BAWAG-Verluste von 1,4 Mrd. Euro zwischen 1998 und 2000.
Ab 1987 eröffnete Walter Flöttl, der Vorgänger Elsners als Generaldirektor der Bank, seinem Sohn Wolfgang die Möglichkeit, mit Kapital von bis zu 23 Mrd. Schilling (1,67 Mrd. Euro) zu spekulieren.
Ethisch passend für Gewerkschaftsbank?
Ab Bekanntwerden dieser spekulativen Geschäfte im Februar 1994 führte die öffentliche Diskussion, ob für eine Gewerkschaftsbank derartige Deals ethisch passend seien, zu einer raschen Einstellung. Das Obligo wurde von der BAWAG bis 5. Mai 1994 als vollständig rückgeführt gemeldet.
Kritik der Nationalbank
Allerdings stellte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) schon damals fest, dass mehrere Bestimmungen des Bankwesengesetzes und des Aktiengesetzes verletzt worden seien. Bereits zu Beginn des BAWAG-Prozesses waren die Karibik-1-Geschäfte ein Thema.
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