Gegenüber dem Nachrichtenmagazin "profil" erklärte Doris Itas Anwalt Christian Puswald nun, BIA-Chef Martin Kreutner selbst sei bei seiner Mandantin vorstellig geworden, um sie von einer Aussage gegen ihren Ex-Mann abzubringen.
"Auffällige, übertriebene Belehrung"
Kreutner habe Frau Ita bei einer Einvernahme "mehrfach in aus ihrer Sicht auffälliger, übertriebener Weise belehrt", dass sie das Recht habe, sich der "Aussage betreffend Magister Ita zu entschlagen", so Puswald gegenüber dem Magazin.
Doris Ita habe in Kreutners Verhalten einen "eindeutigen Wink mit dem Zaunpfahl gesehen, keine Aussage zu machen". Das ist jedoch nicht der einzige neue Vorwurf in der Causa: Außerdem soll Ita über den Stand der Ermittlungen im BIA verdächtig gut informiert gewesen sein.
Ita über Ermittlungen informiert?
Demnach hatte der Ex-Chef des Bundeskriminalamts (BK), Herwig Haidinger, dem BIA im Sommer 2007 eine Reihe mutmaßlicher Verfehlungen Philipp Itas gemeldet. Offenbar beruhten diese auch auf Aussagen von Doris Ita. Wenig später soll Philipp Ita sie darauf konkret angesprochen haben.
Puswald: "Meine Mandantin sagt, ihr Ex-Gatte habe ihr Vorhaltungen gemacht und dabei Informationen verwendet, die er nur vom BIA haben konnte." Sie habe deshalb Sorge gehabt, "vor dem BIA Aussagen zu machen, weil sie nicht wusste, wer diese dann wie verwenden könnte".
Kreutner sieht "Verschwörung"
Kreutner erklärte am Samstag, er könne die Vorwürfe "nicht nachvollziehen", und sah seine Abteilung als Opfer einer "Verschwörungshysterie". Doris Ita sei nie einvernommen worden. Dass er mit ihr geredet hat, bestreitet Kreutner allerdings nicht.
Demnach wollte Kreutner telefonisch einen Einvernahmetermin ausmachen. Doris Ita habe nach Rücksprache mit ihrem Anwalt ihre Aussage jedoch gleich bei den Staatsanwälten gemacht. Kreutner will Ita nur am Telefon erklärt haben, dass sie die Aussage verweigern dürfe.
Weitere neue Vorwürfe
Er habe die Pflicht, darauf hinzuweisen, betonte Kreutner gegenüber der APA: "Wenn man jetzt nicht einmal mehr darauf hinweisen darf, weil das jemand missverstehen könnte, und wir haben die gesetzliche Verpflichtung, was darf man dann überhaupt noch als Polizei?"
Kreutner wehrt sich auch gegen einen weiteren Vorwurf, der in der aktuellen Ausgabe des "profil" erhoben wird. Demnach befragte das BIA auch den früheren Bank-Austria-Vorstand und Generalsekretär des Vereins der Freunde der Wiener Polizei, Heinz Gehl.
Neuerliche "Telefonnummer-Ermittlung"
Laut Gehl tauchten Ende Oktober zwei BIA-Beamte an seiner Wohnadresse auf, um ihn nach seiner Telefonnummer zu fragen. Wegen einer derartigen "Ermittlung" hatten BIA-Beamte angeblich auch die Schwiegermutter von Ex-Kanzler Franz Vranitzky in einem Pflegeheim besucht.
Seine Nummer hätten die Beamten auch im Telefonbuch finden können, sagte Gehl gegenüber "profil", und offenbar in Anspielung auf die umstrittene Rolle des BIA in der Causa BAWAG: Vielleicht hätten die Beamten nachschauen wollen, ob er "in einem Penthouse" wohnt.
Man wird wohl noch fragen dürfen
Kreutner sagte, das BIA habe im Rahmen eines "Ermittlungsauftrags" gehandelt: "Man wird wohl als Polizei noch jemanden ansprechen dürfen." Dabei habe man zudem sicherlich nicht nur nach Gehls Telefonnummer gefragt. Zu Details wollte er wegen des laufenden Verfahrens nichts sagen.
Ein möglicher Grund für die Ermittlungen gegen Gehl könnte sein, dass der Verein der Freunde der Wiener Polizei auch im Zusammenhang mit der Causa des damaligen Wiener Landespolizeikommandanten Roland Horngacher ins Gerede gekommen war.
Ruf nach Auflösung von BIA
Der Fall Horngacher ist zwar ebenfalls hochpolitisch, zumindest aber wäre das BIA in diesem Fall seinem eigentlichen Auftrag nachgekommen, nämlich Verfehlungen und Korruption in den Reihen der Beamtenschaft aufzudecken.
In einer Reaktion auf die jüngsten Enthüllungen verlangte die FPÖ die Suspendierung Kreutners und die Beurlaubung sämtlicher BIA-Beamter bis zur völligen Aufklärung des Sachverhalts. BZÖ-Chef Peter Westenthaler forderte Innenminister Günther Platter (ÖVP) auf, das BIA aufzulösen.
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