Nach zwölfjähriger Bauzeit und einigen Streitigkeiten nahm die spanische Bahngesellschaft RENFE nun die lang erwartete Hochgeschwindigkeitsstrecke (AVE) zwischen Madrid und Barcelona in Betrieb.
Aus dem Hause Siemens
Die Züge benötigen nun für die 630 Kilometer lange Strecke zwischen den beiden größten Städten Spaniens 2:38 Stunden. Sie fahren dabei Spitzengeschwindigkeiten von 300 km/h.
Bei der Eröffnung der Strecke am Mittwoch erreichten die von Siemens gebauten AVE-Züge - eine spanische Version des deutschen ICE-3 - ihr Ziel sogar fünf Minuten früher als vorgesehen. Herkömmliche Züge waren zwischen Madrid und Barcelona mehr als sechs Stunden unterwegs.
Vier Arten von Zügen
AVE steht für Alta Velocidad Espanola (Spanische Hochgeschwindigkeit), bedeutet aber auch "Vogel".
Auf den AVE-Strecken setzt die staatliche Bahngesellschaft vier Arten von Zügen ein: eine Variation des französischen TGV Atlantique, eine spanisch-kanadische Koproduktion, die aufgrund der schnabelförmigen Zugspitze im Volksmund "El Pato" (die Ente) heißt, eine Weiterentwicklung des Pendolino von Alstom und der spanischen CAF sowie den von Siemens gebauten Velaro E, einen an die spanischen Wünsche angepassten ICE3 und zugleich die schnellste der vier Varianten.
Verlängerung nach Frankreich
Die AVE-Strecke hat im Gegensatz zum herkömmlichen spanischen Bahnnetz die normale europäische Spurbreite und soll bis 2012 nach Frankreich verlängert werden.
Das übrige spanische Schienennetz hat hingegen eine größere Spurweite als die Eisenbahnen in Mitteleuropa.
Täglich 17 Züge
Zwischen Madrid und Barcelona verkehren täglich 17 AVE-Züge in jeder Richtung. Die Fahrpreise für die einfache Fahrt betragen zwischen 40 und 245 Euro. Einige Züge legen Zwischenstopps in Guadalajara, Calatayud, Saragossa, Lerida sowie Tarragona ein.
Streit und Pannen
Der Bau der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke war eines der größten Infrastrukturprojekte der spanischen Geschichte. Die Kosten beliefen sich auf etwa acht Milliarden Euro.
Das Projekt hätte eigentlich 2004 fertiggestellt werden sollen, doch Streitigkeiten über den Streckenverlauf und Planungspannen verzögerten den Bau der Highspeed-Strecke von Madrid nach Katalonien.
Immer mehr Städte verbunden
Zapatero weihte erst kürzlich zwei neue Strecken ein, eine zwischen Madrid und Valladolid sowie ein letztes Teilstück der Route Madrid - Malaga.
Die Strecke Madrid - Valladolid soll später nach Nordspanien verlängert werden. Zudem sind neue Linien von Madrid nach Valencia und Lissabon geplant. Spanien verfügt außerdem über Hochgeschwindigkeitsstrecken von Madrid nach Sevilla, Toledo und Huesca.
Auf der Überholspur
Insgesamt kommt Spanien derzeit auf ein Hochgeschwindigkeitsnetz von 1.500 km. Bis 2010 sollen es 2.230 km sein. Japan wird dann - nach spanischen Statistiken - über ein Netz von 2.090 km verfügen, Frankreich über 1.900 km.
Dabei hatten die Spanier jahrzehntelang von der Eisenbahn nichts wissen wollen. Sie reisten lieber mit dem Auto, dem Bus oder dem Flugzeug. Bis in die 80er Jahre transportierte die Bahn nur sechs Prozent der Passagiere und vier Prozent der Güter.
RENFE hatte bei der Personenbeförderung auf der Route Madrid - Barcelona bisher einen Marktanteil von nur neun Prozent. Das Flugzeug kam bisher auf 53 und das Auto auf 33 Prozent.
Wende 1992
Die Wende kam 1992 mit der Eröffnung der ersten spanischen Hochgeschwindigkeitsstrecke Madrid - Sevilla. Die Superschnellzüge liefen nicht nur dem Flugzeug den Rang ab, sondern veränderten auch das Wirtschaftsleben ganzer Städte.
Das in der Hochebene La Mancha gelegene Ciudad Real wurde etwa zu einer Art Vorstadt von Madrid, obwohl der Ort 171 km von der Hauptstadt entfernt ist.
Links:
- RENFE
- AVE bei RENFE
- AVE (spanisch)
- AVE (Wikipedia)
- Velaro E (Wikipedia)
- Velaro-Konzept bei Siemens