Wenn nun das schwedische Möbelhaus Produkte mit dänischen Ortsnamen versieht, dann schaut man in Dänemark sehr genau, welche Produkte denn dänische Namen tragen. Roskilde, Helsingör, Köge, Bröndby kennt man zum Beispiel als Städte auf der dänischen Insel Seeland. Dass diese Orte aber auch Teppiche und Fußmatten des Möbelhauses als Namen dienen, hält zumindest ein dänischer Kommunikationswissenschaftler der Universität Kopenhagen für "schwedischen Imperialismus".
Dänisch für "mindere" Produkte
Die dänische Gratiszeitung "Nyhedsavisen" konnte jedenfalls gleich zwei dänische Kommunikationswissenschaftler aufbieten, die nach einem Vergleich der Produktnamen bei Ikea feststellten: Die "besseren" Produkte bekämen schwedische Namen, für Betten gebe es immerhin noch norwegische Namen - nur für die "minderen" Produkte dänische, wird Tröls Mylenberg von der Süddänischen Universität zitiert.
Sein Kollege Klaus Kjöller von der Universität Kopenhagen assistiert: "Türmatten und Läufer sind drittklassig, wenn nicht siebentklassig bei einer Wohnungseinrichtung." Tiefer als ein Bodenbelag gehe ja eigentlich gar nicht.
"Systematische" Namensvergabe
Was es mit den Ortsnamen bei Ikea auf sich hat, verrät die Ikea-Website. Seit den 70er Jahre würden die Namen für Produkte "systematisch" vergeben: "Namenserfinder sind zwei Mitarbeiterinnen bei IKEA in Schweden. Sie entdecken oft beim Autofahren einen Orts- oder Flussnamen, den sie als Produktbezeichnung verwenden können. Hilfsmittel bei der Namensfindung sind aber auch Landkarten, Kalender, Wörterbücher, Synonymlexika und Nachschlagewerke. Sogar in Geburtsanzeigen sind die beiden schon fündig geworden. Die Namensvorschläge werden dann von Juristen geprüft, um sicherzugehen, dass kein geschütztes Warenzeichen verletzt wird."
Eine Ehre für Dänemark?
Teil der Ikea-Namenssystematik ist, dass Bodenbeläge alle mit dänischen Namen versehen werden. Die Berliner "taz", die den Namensstreit quasi in den deutschsprachigen Raum importierte, zitiert die Ikea-Marketingmanagerin Katarina Hansson mit dem Hinweis, dass man Dänemark mit der Namensgebung ehre - und dänische Ortsnamen damit weltweit bekanntmache.
Die Ikea-Mitarbeiterin, die die dänischen Namen für die Bodenbeläge vergeben habe, sei mittlerweile in Pension, berichtet die "taz".
Tradition Nachbarschaftsstreit
Möglich, dass die Pflanzereien rund um die Ikea-Namen weitergehen. Dass gegenseitige Beschimpfungen fester Bestandteil nachbarschaftlich-skandinavischer Alltagskultur sind, daran hat schon der dänische Regisseur Lars von Trier in seiner TV-Serie "Das Hospital der Geister" ("Riget") erinnert.
Der von seinen dänischen Kollegen stets gehänselte schwedische Oberarzt Stig Helmer flüchtet "zur Erholung" auf das Dach des Kopenhagener Krankenhauses. Geistige Rettung garantiert der Anblick der Lichter von Malmö. Hinwegschauen muss Helmer dabei über den Öresund: So heißt bei Ikea immerhin eine Klobrille.
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