Die Entstehung des Nouveau Roman

Robbe-Grillet, Duras und Co.: Eine Gruppe aus Einzelkämpfern.
Alain Robbe-Grillet war ein Mitbegründer und Hauptvertreter der literarischen Richtung des Nouveau Roman, des "neuen" Romans.

Der im bretonischen Brest geborene Sohn eines Ingenieurs schloss sich in den 50ern Kollegen wie Nathalie Sarraute, Claude Simon, Marguerite Duras und Michel Butor an, um mit "Sprachexperimenten" die überlieferten Erzählstrukturen zu erneuern.

Gemeinsame Richtung nebensächlich
Innerhalb dieser Gruppe blieb dennoch jeder ein Einzelkämpfer. "Das Wesentliche des Nouveau Roman war jedoch, dass jeder Einzelne der Gruppe so weit wie möglich in seine Richtung gehen sollte, ohne darüber nachzudenken, was eine gemeinsame Richtung sein könnte", meinte Robbe-Grillet einmal.

Kritikerpreis für "Der Augenzeuge"
1953 veröffentlichte der Autor sein Erstlingswerk "Ein Tag zu viel". Zwei Jahre danach erhielt er für sein Buch "Der Augenzeuge", in dem er fast in der Art eines Kriminalromans ein Stück Wirklichkeit kommentarlos darstellt, den französischen Kritikerpreis.

In dem 1959 erschienenen Roman "Die Niederlage von Reichenfels" zeichnete er mit höchster Genauigkeit die Wahrnehmungen eines im Fieber delirierenden Soldaten auf. Weitere Titel des Autors, die in 20 Sprachen übersetzt wurden, waren "Die blaue Villa in Hongkong", "Projekt für eine Revolution in New York" und "Ansichten einer Geisterstadt".

Zwischen Autobiografie und Fiktion
1988 folgte ein eher verwirrendes, die Memoiren als Genre zerstörendes halb-autobiografisches Werk mit dem Titel "Angelique oder Die Verzauberung", in dem Henri de Corinthe - tatsächlich ein Ende des 19. Jahrhunderts geborener Abenteurer - als eine Art Doppelgänger des Autors auftritt.

"In manchen Passagen verschmelzen die Personen Robbe-Grillet und Henri de Corinthe. Man weiß nicht mehr, ob ich immer Robbe-Grillet sage, wenn ich von mir spreche, oder nicht manchmal auch Henri de Corinthe sage. Autobiografische Fiktion also oder, wie Serge Doubrovsky sagt: Autofiktion", sagte der Schriftsteller dazu.

Nach seinem mehr als 20-jährigen Schweigen als Romancier griff Robbe-Grillet erst 2001 wieder zur Feder und veröffentlichte den Agentenroman "Die Wiederholung", der trotz der langen Pause alle Ingredienzien seines literarischen Universums vereinte: wilde Phantasmen und eine komplexe Erzählstruktur.

Auch im Film tätig
1961 machte Robbe-Grillets erste Filmarbeit, sein Drehbuch für Alain Resnais' "Letztes Jahr in Marienbad", den Autor auch mit diesem Medium bekannt. Danach arbeitete er selbst als Regisseur und verfilmte eigene Stoffe, so unter anderem 1966 "Trans-Europa-Express".

13 Jahre nach "Die schöne Gefangene" drehte er 1994 wieder einen erotisch-geheimnisvollen Streifen auf der griechischen Insel Hydra mit dem Titel "Ein Lärm, der verrückt macht".

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