Kühl und zurückhaltend
Robbe-Grillet schrieb mehrere Dutzend Bücher, die teilweise zu Verkaufsschlagern wurden. Er brach mit der herkömmlichen Vorstellung vom Roman, indem er die unpersönliche Beschreibung von Dingen über eine geschlossene Handlungsweise und über die Figuren stellte.
Robbe-Grillet arbeitete auch als Filmemacher, außerdem verfasste er das Drehbuch zu Alain Resnais' Filmklassiker "Letztes Jahr in Marienbad" aus dem Jahr 1961. Im März 2005 wählte die Academie Francaise den Schriftsteller in ihre Reihen und machte ihn damit zum "Unsterblichen".
"Voller Überraschungen"
Robbe-Grillet galt als Enfant terrible des französischen Literaturbetriebs. "Ein Gespräch mit Robbe-Grillet zu führen ist wie Trekking in Nepal: voller Überraschungen", schrieb das Literaturmagazin "Lire" kurz vor dem 85. Geburtstag des Autors im Vorjahr.
Für nicht weniger Überraschungen und Aufsehen sorgten auch seine Romane wie sein letztes auf Deutsch erschienenes Werk, "Die Wiederholung". Der in Berlin handelnde Spionageroman ist voller Erotik und mit stark sadomasochistischer Tendenz. "Ich stehe zu meiner erotischen Vorliebe. Seit ich zwölf bin, mag ich junge Mädchen", sagte der umstrittene Erfolgsautor einmal.
Unlesbar?
Den ersten Skandal löste Robbe-Grillet gleich zu Beginn seiner Schriftstellerkarriere aus. In dem 1955 veröffentlichten Roman "Der Augenzeuge" beschrieb er einen Händler, der auf einer Insel Uhren verkauft und den ganzen Tag mit seinem Mietfahrrad unterwegs ist, bis eines Tages ein junges Mädchen ermordet wird. Als obszön und unlesbar wurde das Werk von vielen Kritikern verschrien, die Robbe-Grillet rieten, sich ein Zimmer in einer Pariser Klinik für Psychiatrie geben zu lassen.
Robbe-Grillet überschritt damals nicht nur moralische Grenzen, sondern auch die überlieferten Erzählstrukturen, was ihn zu einem der Hauptvertreter des Nouveau Roman, des "neuen Romans", machte.
Gegen Psychologisierung der Figuren
Der Schriftsteller schloss sich in den 50ern Autoren wie Nathalie Sarraute, Claude Simon und Marguerite Duras an, die die Kohärenz von Charakteren und Handlungsabläufen ablehnten. Sie wehrten sich gegen die Psychologisierung ihrer Figuren und stellten die "Dichtung des reinen Tatbestands" in den Vordergrund.
Die sprachexperimentelle und die erotische Ader prägten viele seiner Werke wie "Die Niederlage von Reichenfels", "Die blaue Villa in Hongkong", "Projekt für eine Revolution in New York", "Ansichten einer Geisterstadt" und "Angelique oder die Verzauberung". Auch seine Drehbücher zu "Letztes Jahr in Marienbad", "Trans-Europa-Express" und "La belle captive" tragen dieses Markenzeichen.
Links:
- Biografie (Wikipedia)
- Academie Francaise