270 Euro für "alte Stinker"

Saftige Gebühr für Fahrt durch Großbritanniens erste Umweltzone.
London verschärft seinen Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung: Neben der bereits seit fünf Jahren geltenden City-Maut ist ab sofort für besonders umweltschädliche Lkws bei einer Fahrt durch Großbritanniens erste Umweltzone eine weitere Gebühr fällig.

Betroffen sind Lastwagen mit zu hohen Abgaswerten, die nun mit 200 Pfund (rund 270 Euro) pro Tag kräftig zur Kasse gebeten werden.

Wer nicht bezahlt, muss mit einer Strafe von umgerechnet bis zu 1.330 Euro rechnen - so tief müssen Umweltsünder hinterm Steuer wohl nirgends in die Tasche greifen. Kritiker sprechen von einem "drakonischen Strafregime".

Bessere Lebensqualität erwartet
Durch diese Maßnahme solle die Luftqualität in der Millionenmetropole verbessert werden, teilte Bürgermeister Ken Livingstone mit, der London gleichzeitig als die "vermutlich am stärksten verpestete Stadt in ganz Westeuropa" bezeichnete.

Die Low Emission Zone, kurz LEZ, "wird die Lebensqualität in London für Bewohner und Besucher verbessern", so Livingstone.

Nach seinen Angaben sterben rund 1.000 Menschen pro Jahr vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung. Bis 2012 sollen durch die Lkw-Gebühr rund 250 Millionen Pfund (332 Mio. Euro) an Gesundheitskosten eingespart werden.

Kameraüberwachung in Umweltzone
Anders als die City-Maut gilt die Umweltzone im gesamten Großraum und für 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Mit Kameras will die Stadt die Umweltsünder aufspüren: Diese gleichen die Nummernschilder von Lastwagen über zwölf Tonnen mit einer Datenbank ab. Wer nicht die EU-Richtlinie über den Schadstoffausstoß erfüllt, muss zahlen.

Verschärfung bereits angekündigt
Nach Angaben der Stadt betrifft das rund zehn Prozent der 120.000 Lkws, die täglich durch London rollen.

Die Regel gilt vorerst nur für schwere Lastwagen, ab Juli auch für Busse. In den kommenden zwei Jahren sind dann auch Kleintransporter und Wohnmobile an der Reihe - Autos, Motorräder und Kleinbusse sollen aber ausgespart bleiben.

City-Maut ausgeweitet
Für sämtliche Autofahrer gilt allerdings die bereits vor fünf Jahren eingeführte City-Maut, die 2007 auf die doppelte Fläche ausgeweitet und somit auch deutlich verschärft wurde.

Autofahrer müssen seitdem auch in den noblen westlichen Stadtteilen Kensington, Chelsea und Knightsbridge eine Tagesgebühr von umgerechnet elf Euro zahlen. Die Gebührenpflicht gilt jeweils montags bis freitags zwischen 7.00 und 18.00 Uhr.

Livingstone setzte die Ausweitung der Zone gegen die heftige Kritik von Geschäftsleuten und Bevölkerung durch. Nach seinen Angaben ging der Autoverkehr in der Innenstadt seit Einführung der Maut im Jahr 2003 um rund 20 Prozent zurück.

"Drakonisches Strafregime"
Bei der am Montag in Kraft getretenen Umweltzone handelt es sich um die erste in ganz Großbritannien. In Deutschland gibt es etwa in Köln, Dortmund, Hannover und Berlin bereits Umweltzonen, doch so teuer wie in London ist es dort für Abgassünder - zumindest bisher - nicht.

"Das ist das härteste und drakonischste Strafregime in ganz Europa", zeterte Livingstones konservativer Herausforderer Boris Johnson. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) lobte dagegen das Vorbild London. "Wir brauchen auch hierzulande wirksame Maßnahmen gegen große Stinker", sagte Hermann-Josef Vogt vom VCD-Vorstand.

Teurer Umweltschutz
Der Umweltschutz hat für London seinen Preis: Knapp 49 Millionen Pfund (65 Mio. Euro) muss die Stadt nach Angaben der BBC für die neuen Maßnahmen lockermachen. "Das Geld könnte London nun wirklich besser in andere Dinge stecken", sagte Roger King, Vorsitzender des Transportverbandes Road Haulage Association.

Der Verband wetterte so wie viele andere Unternehmer gegen die LEZ, die zu teuren Umrüstungen führen könnte.

Zudem ist ungewiss, ob die Lkw-Gebühr wirklich für frischen Wind in London sorgt oder das Problem nur in die Außenbezirke verlagert: "Sie wird nicht über Nacht die Probleme lösen, und es wird auch weiterhin Gegenden geben, wo die Luftqualität gefährlich schlecht ist", sagte Jenny Bates von der Umweltgruppe Friends of the Earth, "aber es ist immerhin ein Anfang."

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