Raubüberfall auf Villa

Aus der Zürcher Sammlung Bührle wurden unter anderem Meisterwerke von Cezanne, Degas, Van Gogh und Monet gestohlen.
Eskalation der Gewalt bei einem weiteren Kunstraub in der Schweiz: Drei bewaffnete und maskierte Täter haben am Sonntag in Zürich vier berühmte Ölgemälde im Wert von umgerechnet rund 113 Millionen Euro entwendet. In ersten Schätzungen war zunächst von etwas über 60 Mio. Euro die Rede gewesen.

Knapp eine halbe Stunde vor Schließung des Museums der Sammlung Bührle im Nobelvorort Seefeld drangen die Täter in die Villa ein und zwangen das Museumspersonal mit Waffengewalt, sich auf den Boden zu legen, wie die Polizei in Zürich am Montag berichtete. Die gezielte Aktion dauerte nur drei Minuten; dann flüchteten die Täter bisher unerkannt in einem Auto.

Vier Bilder entwendet
Bei der brutalen Aktion gingen zwei der mit Sturmhauben maskierten Täter in einen Ausstellungssaal im Erdgeschoß und entwendeten vier Gemälde, die zu den wertvollsten der Sammlung gehören. Danach flüchteten sie mit einem weißen Fahrzeug. Zur Tatzeit waren laut Polizei 15 Besucher anwesend.

Bei den vier gestohlenen Gemälden handelt es sich um "Der Knabe mit der roten Weste" von Paul Cezanne, "Blühende Kastanienzweige" von Vincent van Gogh, "Mohnfeld bei Vetheuil" von Claude Monet und "Ludovic Lepic und seine Töchter" von Edgar Degas. Für Hinweise zur Ergreifung der Täter wurde eine Belohnung von 100.000 Franken (62.500 Euro) ausgesetzt.

Gut vorbereitet
Die Sammlung Bührle ist in einem Wohnhaus aus dem Jahr 1886 untergebracht. Für die Täter war es kein Problem, die Kunstschätze zielgerichtet auszuwählen. Das Museum wirbt mit einem virtuellen Rundgang, bei dem die einzelnen Bilder angesehen werden können.

Der Sicherheitsstandard im Gebäude entspricht laut Polizei allerdings modernsten Ansprüchen. Aufgrund bisheriger Erfahrungen mussten die Verantwortlichen "nicht mit einem solchen Überfall rechnen", sagte Polizeisprecher Marco Cortesi.

Es handle sich um einen europaweit einzigartigen Raub, der höchstens mit dem bewaffneten Überfall von 2004 auf das Munch-Museum in Oslo zu vergleichen sei. Laut der Nachrichten-Website 20minuten.ch sagte Cortesi, es handle sich um den "größten Kunstraub Europas".

Auftragsarbeit?
Bührle-Direktor Lukas Gloor sagte, die vier geraubten Bilder gehörten zu den wertvollsten der Sammlung. Auf dem offenen Kunstmarkt ist ein Verkauf der Gemälde wegen ihres Bekanntheitsgrades unmöglich. Ob es sich um einen Auftragsraub gehandelt habe, konnte die Polizei aber noch nicht sagen.

Gloor zeigte sich vor den Medien froh, dass weder Mitarbeiter noch Besucher beim Raubüberfall zu Schaden kamen. Das Museum war geöffnet, als die drei Räuber ihre Tat begingen.

Schwerpunkt Impressionismus
Die Kunstsammlung wurde im 20. Jahrhundert durch den in Zürich lebenden Industriellen Emil Georg Bührle (1890-1956) zusammengetragen. Sie gilt als eine der wichtigsten privaten Sammlungen europäischer Malerei. In ihrem Mittelpunkt steht die Malerei des französischen Impressionismus und Nachimpressionismus.

Keine Spur von Picassos
Erst am Donnerstag waren in Pfäffikon südlich von Zürich zwei Gemälde von Pablo Picasso aus einer Ausstellung gestohlen worden.

Der Wert der Bilder, die dem Sprengel Museum in Hannover gehören, soll sich auf mehr als drei Millionen Euro belaufen. Von den Tätern und den Bildern fehlt jede Spur. Ob sie einen Zusammenhang zwischen beiden Verbrechen sehe, wollte die Polizei am Montag nicht sagen.

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