"Kein sympathischer Sizilianer"

TV-Serie über "Nummer eins" der Mafia, Toto Riina, spaltete Italien.
Eine TV-Serie über das Leben der langjährigen "Nummer eins" der sizilianischen Mafia, Toto Riina, hat in Italien für scharfe Polemik gesorgt.

Der Sechsteiler "Il capo dei capi" ("Der Boss der Bosse") wurde von sizilianischen Staatsanwälten und Politikern scharf kritisiert, weil ihrer Ansicht nach der 1993 verhaftete und zu mehrmals lebenslang verurteilte Riina darin als Held dargestellt wurde.

Der mittlerweile zurückgetretene italienische Justizminister Clemente Mastella verlangte Mitte Jänner sogar die Suspendierung der Serie, die dem Privatsender Canale 5 Rekordeinschaltquoten bescherte.

Die TV-Serie erzählt das Leben Riinas von seiner Kindheit bis zum Aufstieg an die Spitze der Cosa Nostra. Hintergrund ist der 50-jährige Kampf des italienischen Staates gegen die Mafia, dem bekannte Polizisten, Staatsanwälte und Richter wie Carlo Alberto dalla Chiesa, Giovanni Falcone und Paolo Borsellino ihr Leben geopfert haben.

"Blutrünstiger Pate"
"Einige TV-Serien wie 'Der Boss der Bosse' sind schädlich, weil sie aus Mafiosi Helden machen", kritisierte der Anti-Mafia-Staatsanwalt von Palermo, Antonio Ingroia. "Ich habe kürzlich eine Schule in Palermo besucht. Alle Schüler hatten die Serie gesehen. Auf die Frage, welche Person im Film ihnen am sympathischsten ist, lautete die einstimmige Antwort: Riina", sagte Ingroia.

"Riina ist kein sympathischer Sizilianer, wie er im Film dargestellt wird, sondern ein blutrünstiger Pate, der Dutzende von Menschen, darunter Richter wie Falcone und Borsellino, auf dem Gewissen hat. Das Fernsehen beeinflusst auf enorme Weise das Verhalten sowie die kulturelle und politische Orientierung der Zuschauer."

"Daher muss man sich fragen, welche Auswirkungen die Serie auf Jugendliche haben kann, da der Mafioso vor allem bei der Beschreibung seiner Jugendjahre fast in einem positiven Licht steht", sagte der Präsident der Justizkommission in der Abgeordnetenkammer, Pino Pisicchio. Mastella verlangte die Suspendierung der TV-Serie: "Der Serie fehlt der erzieherische Aspekt."

"Von hoher Qualität"
Seine Worte wurden vom Produzenten der Serie, Pietro Valsecchi, scharf kritisiert. "Der Film ist mit größter geschichtlicher Genauigkeit hergestellt worden. Darin wird auch die Persönlichkeit der vielen Staatsdiener beleuchtet, die im Kampf gegen die Mafia gestorben sind. Der Justizminister sollte sich um Prozesse und nicht um TV-Serien kümmern", kritisierte Valsecchi den ehemaligen Justizminister.

Auch die Mediengesellschaft Mediaset, deren Sender Canale 5 die Serie ausstrahlt, verteidigte die Produktion, deren letzter Teil Mitte Jänner gesendet wurde. "Die Serie ist von hoher Qualität, die Fakten sind mit größter Sorgfalt erzählt worden", sagte ein Mediaset-Sprecher.

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