Sechs Kilometer lange Direktverbindung

Touristen sollen künftig per Lift auf das Jungfraujoch.
Zum hundertsten Jahrestag der Eröffnung der Zahnradbahn auf das Jungfraujoch im Berner Oberland ist es nach Ansicht der Betreibergesellschaft Zeit für einen neue Pionierleistung.

Demnach sei das touristische Potenzial des 3.471 hohen Jochs noch bei weitem nicht ausgenützt - ermöglicht werden könnte das allerdings durch eine schnellere Verbindung, wobei der Jungfraubahnen Holding (JBH) ein Lift der Superlative vorschwebt.

2.600 Höhenmeter
Die Fahrzeit zur Bergstation (3.450 Höhenmeter) könnte dadurch auf 20 Minuten reduziert werden - inklusive Umsteigezeit, wie JBH-Direktor Walter Steuri laut "Neuer Zürcher Zeitung" ("NZZ") betont.

Geplant sei demnach das weltweit längste Tunnel-Liftsystem, mit dem 2.600 Höhenmeter bewältigt werden sollen.

Vermarktung für Halbtagsausflüge
Durch die sechs Kilometer lange Verbindung vom Lauerbrunnental wolle die JBH ihre Position für die nächsten Jahrzehnte sichern, so Verwaltungsratspräsident Thomas Bieger.

Durch die kurze Fahrzeit könne das Jungfraujoch etwa zusätzlich auch für Halbtagsausflüge vermarktet werden.

"Futuristisch, aber realistisch"
Steuri sprach von einer futuristischen Idee, die gleichzeitig "aber realistisch" sei. Eine Machbarkeitsstudie sei jedenfalls bereits in Auftrag gegeben worden.

Nach einer ersten Schätzung soll das ehrgeizige Projekt rund 200 Millionen Franken (124 Mio. Euro) kosten, wobei allerdings noch eine Reihe von offenen Fragen zu klären sei.

Darunter die Beschaffenheit des Felses, der laut Steuri grundsätzlich als "gutmütig" eingeschätzt wird - genaue Aufklärung könnten aber erst umfangreiche geologische Gutachten liefern.

Medizinische Risiken?
Zudem müssen auch medizinische Fragen geklärt werden - bekunden Touristen doch bereits bei der Zahnradbahn Mühen mit dem Höhenunterschied.

Ein aus medizinischen Gründen notwendiger achtminütiger Zwischenstopp bei der Mittelstation sei jedenfalls bereits eingeplant.

"Keine unberührten Flächen betroffen"
Nicht beeinträchtigt werden soll durch das Projekt jedenfalls die Landschaft in der Region des UNESCO-Welterbes, wie die JBH betont.

Von außen sei die Anlage demnach mit Ausnahme weniger technischer Installationen nicht sichtbar.

Zudem sei die Schnellverbindung nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung für die historische Zahnradbahn gedacht, deren Fahrt auf das Joch mindestens eine Stunde und vierzig Minuten dauert.

Landschaftsschutz skeptisch
Erste kritische Stimmen kamen unterdessen von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL). Mit einer neuen Verbindung auf das Jungfraujoch werde die Belastung der Landschaft auf alle Fälle zunehmen, sagte SL-Projektleiterin Christine Neff laut dem "Tagesanzeiger".

Dass, wie von Neff befürchtet, durch den zusätzlichen Touristenansturm auch ein Ausbau der bestehenden Bauten auf dem "Top of Europe" notwendig sein könnte, wurde jedenfalls bereits von den Jungfraubahnen selbst in den Raum gestellt.

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