Sein bekanntestes Werk ist "Der arme Poet", doch Spitzweg hat auch Landschaftsbilder, Zeichnungen und Gedichte geschaffen. Am Dienstag wäre der Künstler 200 Jahre alt geworden.
Abschied aus der Apotheke
Eigentlich hätte Spitzweg, der Sohn eines bürgerlichen Kaufmanns, Apotheker werden sollen. Doch nachdem er das entsprechende Studium abgeschlossen hatte, wollte er nicht länger Pillen drehen und Arzneien mischen. Der kunstinteressierte Junggeselle ging lieber auf Reisen und hielt seine Eindrücke in Skizzen und Zeichnungen fest. Bald folgten erste Ölbilder.
Vielsagende Details
Tatsächlich lohnen seine meist kleinformatigen Bilder einen genauen Blick, um die vielschichtige Ironie zu entdecken, mit denen er menschliche Abgründe und Begehrlichkeiten entblößte: der "Eremit, Hühnchen bratend" mit gleich zwei Vögeln auf dem Spieß, ein frommer Mann in "Sennerin und Mönch", der heimlich-verschämt einen begierigen Blick auf eine nackte Mädchenwade wagt.
Multitalent
Die Malerei war allerdings nicht Spitzwegs einziges Talent. Er liebte das Theater; als Apothekergehilfe in Straubing trat er in kleineren Rollen im örtlichen "Liebhabertheater" auf und übernahm die Regie bei Theaterstücken und Singspielen.
Er betätigte sich als Botaniker, sammelte Arzneipflanzen und klassifizierte sie. Seit in den 60ern ein privates Kochbuch auftauchte, weiß man auch, dass sich Spitzweg für die Küche interessierte. In den "kulinarischen Dossiers" sind unter anderem Wildgerichte, Schmalzgebäck und Deftiges aus der Klosterküche festgehalten.
Auch einige mehr oder weniger ernst gemeinte Gedichte Spitzwegs sind erhalten - etwa "Neue Bauernregeln" wie "Wenn der Kuckuck nicht vor Johanni schreit/So hat er später auch noch Zeit".
Der Poet und der Floh
In der Münchner Neuen Pinakothek hängt Spitzwegs berühmtestes Bild, "Der arme Poet" aus dem Jahre 1837. Der Poet liegt in seiner Dachkammer unter einem Regenschirm auf einer Matratze, die Feder im Mund, die Nachtmütze auf dem Kopf. In der linken Hand hält er beschriebene Blätter, während sein Blick auf Daumen und Zeigefinger der rechten Hand gerichtet ist.
In früheren Beschreibungen des Bildes meinten Kunstwissenschaftler, dass der abgebildete Poet auf diese Weise seine Verse skandiere. In Wahrheit aber zerdrückt er zwischen beiden Fingern einen Floh. So hatte es Spitzweg selbst auf einer Skizze notiert, die dem Gemälde vorausgegangen war.
Eine Welt im Verschwinden
Von dem Bild geht eine harmlose Heiterkeit aus. Verbitterung über die Kälte der Welt, die den armen Poeten sogar dazu zwingt, den Ofen mit seinen eigenen Manuskripten zu heizen, ist nicht zu erkennen.
Spitzweg zeigte eine Welt, die schon damals, mitten in der Industrialisierung, im Verschwinden begriffen war. Von den politischen und sozialen Spannungen seiner Lebenszeit, in der Deutschland drei Kriege erlebte, in der Otto von Bismarck regierte und der Industrielle Alfred Krupp sein Imperium schuf, ist in den Arbeiten des Münchners kaum etwas zu spüren.
Die "gute alte Zeit"
Wenn Spitzweg schon Zeichnungen und Holzschnittfolgen zur Revolution von 1848 anfertigt, dann bleibt er auch da in seinem kleinbürgerlichen Lebenskreis, weit entfernt von der Angriffslust und satirischen Schärfe mancher Kollegen.
Viele von Spitzwegs Gemälden sind voller Resignation. "Oft entwirft er in seinen Bildern das Panorama eines zufriedenen und friedlichen Daseins, als wollte er das herbeimalen, was er in seiner Zeit schmerzlich vermisst haben mag", schreibt der Kunstwissenschaftler Jens Christian Jensen. "Wo ihm diese Harmonie nicht vom idyllischen Motiv her zuwächst, versetzt er die Szenen in die 'gute alte Zeit', in eine Scheinwelt, die keinen Bezug zur Wirklichkeit hat."
Spitzwegs Landschaften
Neben diesen historisierenden Genrebildern stehen Spitzwegs Landschaftsgemälde. Die französische Schule von Barbizon mit ihren Freiluftmalern und ihren ersten Anklängen an den Impressionismus faszinierte ihn.
Quer durch Europa reiste Spitzweg, malte Einsiedler und Felsenschluchten in der Schweiz, Venedig, den französischen Wald und Küstenlandschaften und Windmühlen in den Niederlanden.
Ausstellung in Schweinfurt
Das Museum Georg Schäfer im deutschen Schweinfurt, das die größte Sammlung an Spitzweg-Bildern besitzt, widmet dem Maler heuer eine Ausstellung. Von 29. Juni bis 2. November sollen dort seine Bilder den Werken Wilhelm Buschs gegenübergestellt werden.
Links:
- Spitzweg-Biografie (Wikipedia)
- Museum Georg Schäfer