Ausschreitungen an der Grenze

Palästinenser lassen Frist für Rückkehr in Gazastreifen verstreichen.
Ägypten hat trotz des Einsatzes von Sondereinheiten die am Mittwoch von militanten Palästinensern gesprengte Grenze zum Gazastreifen nicht schließen können.

Tausende von Palästinensern ignorierten nach Augenzeugenberichten die von Ägypten gestellte Frist, bis Freitag 14.00 Uhr nach Hause zurückzukehren.

Es war zunächst unklar, wie lange die Polizei brauchen werde, um den gesamten Abschnitt südlich des Flüchtlingslagers Rafah unter Kontrolle zu bringen. Es sei schwierig, alle Durchgänge zu schließen, hieß es in ägyptischen Sicherheitskreisen. Es seien einfach zu viele.

Bulldozer reißt neues Loch in Grenze
Nachdem Soldaten am Freitag neu ankommenden Palästinensern die Einreise nach Ägypten verwehrt hatten, rissen Mitglieder der radikalislamischen Hamas am Nachmittag mit einem Bulldozer eine neue Öffnung in den Stacheldraht der Grenzanlage.

Hunderte von Palästinensern strömten durch diese erneut über die Grenze.

Sondereinheiten im Einsatz
Zuvor hatte Ägypten versucht, die seit Mittwoch nach Ägypten gekommenen Palästinenser per Lautsprecheraufruf in seinen Grenzstädten zu einer Rückkehr in den Gazastreifen zu bewegen.

Neu ankommenden Palästinensern wurde zudem von Mitternacht an die Einreise nach Ägypten verweigert. Die Polizei ging zwischenzeitlich auch mit Elektroschockern gegen die Bewohner des Gazastreifens vor.

Mit Gummiknüppeln, Schutzschilden und Hunden ausgerüstete Sondereinheiten versuchten zudem, die Grenze wieder zu schließen, wobei es beim Übergang von Rafah zu Ausschreitungen kam.

Hunderttausende überquerten Grenze
Nach einer tagelangen Blockade des Küstengebiets durch Israel hatten Mitglieder der Hamas am Mittwoch Löcher in die Grenzmauer gesprengt.

Seitdem pendelten nach UNO-Angaben mehr als 700.000 Palästinenser und somit fast die Hälfte der Bewohner des Gazastreifens nach Ägypten, um sich dort unter anderem mit Lebensmitteln, Benzin, Zigaretten und Hygieneartikeln einzudecken.

Die Abriegelung hatte das verarmte Gebiet mit seinen 1,5 Millionen Bewohnern in eine dramatische Versorgungskrise getrieben. Israel begründete den Schritt mit dem anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Küstenstreifen.

"Es ist eine internationale Grenze"
Neben Israel forderte auch US-Außenministerin Condoleezza Rice Ägypten auf, die Grenze zum Gazastreifen wieder unter seine Kontrolle zu bringen.

Sie verstehe die schwierige Situation, in der Ägypten stecke, sagte Rice nach Angaben des US-Außenministeriums. "Aber es ist eine internationale Grenze, die geschützt werden muss. Und ich glaube, dass die Ägypter die Bedeutung verstehen, das auch zu tun."

Israel schließt Grenze zu Ägypten
Israel befürchtet nach Angaben aus Sicherheitskreisen, dass militante Palästinenser die Grenzöffnung für Terroranschläge in Israel oder die Entführung von Israelis nutzen.

Aus Sorge, dass Terroristen über Ägypten nach Israel eindringen, wurde die wichtigste Straße entlang der israelisch-ägyptischen Grenze für den Privatverkehr geschlossen. Darüber hinaus wurden alle israelischen Touristen aufgefordert, die ägyptischen Badeorte am Roten Meer sofort zu verlassen.

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