Kinderhändler in Spanien und Portugal aktiv?

Schon im Jahr 2004 gab es einen Fall mit erstaunlichen Parallelen zu den jüngsten Vorfällen.
Seit einer Woche wird die fünfjährige Mari Luz Cortes vermisst. Das Mädchen wollte an einem Kiosk in ihrer spanischen Heimatstadt Huelva eine Packung Chips kaufen und ist seither spurlos verschwunden. In Medien wird das Mädchen bereits die "spanische Maddie" genannt.

Tatsächlich tauchten nun einige Indizien auf, die eine Verbindung zum Fall der seit letzten Mai vermissten Madeleine McCann nahelegen. Die portugiesische Ferienanlage, aus der die vierjährige Britin verschwand, liegt nur zwei Autostunden entfernt von Huelva.

Die "alte Berberin"
Außerdem kursiert in spanischen Medien das Gerücht, dass dieselbe Person - sie wird als "alte Berberin" beschrieben - an beiden Orten zum Zeitpunkt des Verschwindens gesehen wurde. Für Portugals Polizei ist das nur eines der tatsächlich zahllosen Gerüchte in dem Fall.

"Diese beiden Fälle sind enorm unterschiedlich. Es gibt nichts, was auf irgendeine Verbindung zwischen den beiden Fällen hindeuten würde", erklärte der portugiesische Chefermittler Guilhermino Encarnacao. Für die heftige Reaktion gibt es gute Gründe.

Wieder Vorwürfe an Portugals Ermittler
Egal, ob man an einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen glauben mag oder nicht: Die portugiesische Polizei ist durch den Fall in Spanien unter Druck geraten. Zumindest muss sie sich wieder den Vorwurf schlampiger Ermittlungen gefallen lassen.

Großeinsatz in Huelva
In Huelva mobilisierte die Polizei sofort alle verfügbaren Kräfte für die Suche. Schon kurz nach dem Verschwinden des Mädchens kreisten Helikopter über der Stadt, jede mögliche Spur wurde verfolgt - bis hin zur städtischen Müllhalde, die komplett durchsucht wurde.

In Portugal waren die Ermittlungen im Mai mehr als schleppend angelaufen. Noch Tage nach dem Verschwinden von Madeleine hatte die Polizei das Ferienappartement der McCanns nicht einmal von der Presse abgeriegelt, geschweige denn die Spuren gesichert.

Brisantes Interview mit Verurteiltem
Zudem gingen die portugiesischen Ermittler immer wieder mit "heißen Spuren" an die Öffentlichkeit, die jedoch alle im Sand verliefen. Seit Monaten beharren sie nunmehr auf der Annahme, dass Madeleine wohl bei einem Unfall starb, was die Eltern vertuschen wollen.

Ein neues Interview in der britischen "Daily Mail" (Sonntag-Ausgabe) wirft jedoch ein neues Licht auf diese Vorwürfe und deutet eine weitere Verbindung zum Fall Mari Luz an. Darin behauptet ein wegen Mordes Verurteilter, er sitze unschuldig im Gefängnis.

Rätselhafter Fall im Jahr 2004
Joao Cipriano wurde wegen des Mordes an seiner achtjährigen Nichte Joana zu 16 Jahren verurteilt. Das Mädchen verschwand im Jahr 2004 spurlos, nicht einmal 60 Kilometer von Praia da Luz entfernt, wo Madeleine McCann verschwand. Eine Leiche wurde nie gefunden.

Cipriano hat die Tat laut eigenen Angaben unter Folter gestanden und ist überzeugt, genau so wäre es auch den McCanns ergangen, wären die nicht britische Staatsbürger. Tatsächlich gibt es in dem Fall auch offizielle Untersuchungen zu angeblichen Polizeiübergriffen.

Gravierende Vorwürfe
Der leitende Ermittler in dem damaligen Fall hieß Goncalo Amaral; genau jener Beamte, der auch die Untersuchungen im Fall McCann leitete und schließlich von dem Fall abgezogen wurde. Cipriano ist überzeugt: Im Gebiet zwischen Spanien und Portugal operieren Kinderhändler.

Durch sein eigenes Schicksal und die Ermittlungen im Fall McCann sieht der Verurteilte als erwiesen an, dass die Behörden den Verbrechern nicht auf die Spur kommen und stattdessen Sündenböcke suchen - oder überhaupt die Kinderhändler decken.

Links: