Dazu hatte sie allen Grund, denn die demütigende Geschichte über die angebliche Affäre ihres Mannes mit Monica Lewinsky war im Jänner über das Internet an die Öffentlichkeit gelangt und beherrschte seither die Schlagzeilen.
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©Bild: APA |
Monatelang hatte das US-Nachrichtenmagazin "Newsweek" zuvor bereits unter strengster Geheimhaltung die Gerüchte über ein Verhältnis zwischen Clinton und seiner ehemaligen Praktikantin recherchiert. Doch das Magazin konnte sich nicht zu einer Veröffentlichung entschließen.
Der damals noch weitgehend unbekannte Online-Journalist Matt Drudge bekam jedoch Wind von der Sache und berichtete am 17. Jänner 1998 auf seinem Drudge-Report, dass "'Newsweek' eine Story gekillt hat, die die Grundlagen Washingtons erschüttert hätte".
Ein Name geht um die Welt
Am nächsten Tag veröffentlichte Drudge, der von vielen Journalisten vor allem in der US-Hauptstadt regelmäßig abgefragt
wurde, den Namen Lewinsky.
Er berichtete über ihre angebliche Affäre mit Clinton und ihre eidesstattliche Aussage, kein Verhältnis mit dem Präsidenten gehabt zu haben.
Fressen für die Medien
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. In den Tagen darauf wurde die Affäre zur Causa prima aller wichtigen US-Medien. Der Fall sollte die ganze Welt ein Jahr lang in Atem halten.
Wie Clinton um sein politisches Überleben kämpfte, anfänglich log und schließlich unter anderem Oralsex mit einer Zigarre, aber "no sexual intercourse" (kein Geschlechtsverkehr) zugab, füllte die Seiten. Immer mehr peinliche Enthüllungen und Pikanterien aus dem Intimleben des Präsidenten gelangten an die Öffentlichkeit.
Am Anfang stand Paula Jones
Der 17. Jänner 1998 war aber auch ein Schlüsseltag in anderer Hinsicht: An jenem Tag legte Clinton seinen ersten Meineid in der Causa ab, wie sich nachträglich herausstellte.
Denn da wurde Clinton unter Ausschluss der Öffentlichkeit von den Anwälten einer weiteren heiklen weiblichen Bekanntschaft - Paula Jones - zu seinem Sexualleben befragt und schwor unter Eid, kein Verhältnis mit Lewinsky gehabt zu haben.
Die einstige Staatsangestellte Jones hatte Clinton sexuelle Belästigung vorgeworfen und sollte sich Ende desselben Jahres außergerichtlich mit Clinton einigen.
"T-Day" am 17. August
Zweiter Höhepunkt des Skandals war der "T-Day" (Testimony Day, Tag der Zeugenaussage): Am 17. August musste sich Clinton als erster Präsident in der Geschichte der USA in einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren den Fragen einer Grand Jury stellen.
Die Zeugenaussage erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit und wurde erst später veröffentlicht. Entschädigt wurden die Amerikaner vor dem Bildschirm mit einer der ungewöhnlichsten innenpolitischen TV-Ansprachen, die ein US-Präsident jemals gehalten hat.
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©Bild: APA/Stephen Jaffe |
In seiner Rede an die Nation räumte Clinton erstmals öffentlich ein, dass er eine "unangemessene Beziehung" mit der Ex-Praktikantin im Weißen Haus hatte.
Peinliche Details
Schon kurz danach sickerten all die heiklen und peinlichen Details durch - etwa die Tatsache, dass Clinton danach gefragt wurde, wo genau er Lewinsky berührte und wo nicht.
Ob er in einen Mistkübel masturbierte, sei in der Befragung fallengelassen worden, schildert einer der Befrager, Bob Bittman, in der britischen Tageszeitung "Times" (Dienstag-Ausgabe): "Das war juristisch nicht relevant."
Das Repräsentantenhaus, an das der Bericht des Sonderermittlers Kenneth Starr schließlich übergeben wurde, beschloss, ihn mit all seinen intimen Einzelheiten zu veröffentlichen - noch bevor er dort überhaupt gelesen wurde.
Sex ist etwas anderes
Zum direkten Eingeständnis einer "sexuellen Beziehung" ließ sich Clinton selbst in seinen Aussagen nicht hinreißen. Er blieb dabei, dass er unter diesem Begriff etwas anderes verstehe und folglich auch nicht in seiner Zeugenaussage im Paula-Jones-Verfahren und vor der Öffentlichkeit gelogen habe.
Vor diesem Hintergrund gab es auch nur eine Entschuldigung wegen "irreführender" Äußerungen. "Ein Fehler", meinten viele später. Nach ihrer Meinung hätte sich Clinton damals mit mehr Offenheit das spätere Amtsenthebungsverfahren wegen Meineides und Behinderung der Justiz ersparen können.
Bill im Glück
Clinton überstand das Verfahren Anfang 1999 dennoch. Heute steht er als demonstrativ loyaler, liebender Partner neben seiner wahlkämpfenden Frau Hillary und verspricht: "Ich tue alles, damit sie Präsidentin wird" - eine Entwicklung, die ohne den Fall Lewinsky kaum denkbar wäre.
Hillary lange ahnungslos
In ihren Memoiren "Living History" ("Gelebte Geschichte") schilderte die demokratische Präsidentschaftsbewerberin 2003, dass ihr Mann ihr erst sieben Monate nach Beginn des Skandals reinen Wein eingeschenkt habe.
Unmittelbar nach jener Grand-Jury-Aussage und TV-Ansprache fuhr sie mit ihm auf Urlaub, damals noch so tief verletzt, dass sie kaum ein Wort mit ihm sprach.
Flucht nach vorn
Viele Frauen solidarisierten sich mit Hillary, die zunächst sichtlich um Fassung rang und sich schließlich entschloss, ihrem Mann zu verzeihen - und selbst eine politische Karriere an vorderster Front einzuschlagen.
In ihrem Buch schreibt sie dazu: "Die beiden schwierigsten Entscheidungen, die ich in meinem Leben zu treffen hatte, waren: mit Bill verheiratet zu bleiben und in New York für den Senat zu kandidieren."
Der Name, der für den Skandal steht
Um Lewinsky wurde es indes still - sieht man von der Tatsache ab, dass ihr Name Pate für einen der berühmtesten Skandale der US-Geschichte steht.
Ein Umstand, der Monicas Freundin und Verlegerin Barbara Hutson in Rage bringt: "Sie (Monica) versucht, so anonym wie möglich zu leben. Aber das wird ihr niemals gelingen, vor allem dann nicht, wenn Hillary US-Präsidentin wird", wird sie in der "Times" zitiert.
Ihrer Ansicht nach wurden die Medien vom Weißen Haus massiv beeinflusst, den Fall nach Monica Lewinsky ("Monica-Gate" und "Lewinsky-Affäre") zu taufen. Als die ehemaligen US-Präsidenten Richard Nixon und Ronald Reagan in Skandale gerieten, habe man diese "Watergate" und "Iran-Contra" genannt, nennt Hudson zwei Vergleiche.
"Eine dumme Sache"
Die Clinton-Regierung habe Lewinskys Leben ruiniert, so Hutson weiter: "Sie schoben ganz einfach alles auf sie, und das wird sie ihr Leben lang verfolgen. Ihr Name wurde in den Schmutz gezogen."
Und an anderer Stelle: "Monica war erst 21, es war eine dumme Sache. Sie hat einen Fehler begangen. Aber schauen Sie sich heute all die Mädchen und ihre Verrücktheiten an."
"Globaler Botschafter" Bill
Bill Clinton hingegen ist in den USA immer noch der populärste Demokrat und scheinbar auch eines der besten Zugpferde und Wahlkämpfer seiner Partei.
In einer TV-Debatte der Kandidaturanwärter verriet Hillary Clinton kürzlich, wie sie sich die Funktion ihres Mannes nach einem möglichen Wahlsieg im Herbst 2008 vorstellt. Er solle als "globaler Botschafter" um die Welt reisen, das Ansehen der USA mehren und seine karitative Arbeit beim Kampf gegen Aids und beim Klimaschutz fortsetzen.
Böse Zungen meinen allerdings, Hillary wünsche sich ihren Mann möglichst weit weg von Washington - damit er keinen Schaden anrichten kann.
Links:
- "Times"-Artikel
- Monica Lewinsky (Wikipedia)
- Bill Clinton (Wikipedia)
- Hillary Clinton