Prinzessin, Philosophin, Nonne und Nutte

Biografen und Vertraute bastelten ihren eigenen Diana-Mythos: Zusammengeschaut ergibt sich ein diffuses Bild.
Royal-Experten, Vertraute, beste Freundinnen, Ex-Geliebte, Butler und der Boulevard haben jahrelang beste Arbeit geleistet: Sie schufen unzählige Mythen der vor genau zehn Jahren tragisch zu Tode gekommenen Lady Diana.

Dennoch scheint die Erinnerung an die einst meistfotografierte Frau der Welt zusehends zu verblassen.

Anlässlich ihres zehnten Todestages im vergangenen Jahr lief die "Diana-Maschine" aber wieder auf Hochtouren - und förderte vor allem eines zutage: Das Bild von der "Prinzessin des Volkes", wie sie Ex-Premier Tony Blair nannte, ist ein sehr undeutliches und diffuses geworden.

Wie war sie wirklich?
Die Verlage legten zuletzt Neuausgaben der unzähligen Diana-Bücher auf. Eine neue Bio sorgte im Juni für Aufsehen.

Wer sich ein Bild von der beliebten wie umstrittenen Ex-Gattin von Prinz Charles und Antipodin von Königin Elizabeth machen will, bleibt verwirrt zurück: Wie war Diana wirklich?

"Sie putzte selbst das Bad"
Der kollektiven Trauer der Briten nach ihrem überraschenden Tod folgend, wurde das Schicksal Dianas in zahlreichen Büchern beleuchtet. Wenig überraschend finden sich darunter viele "Weichzeichner".

Judy Wade ("Diana: The Intimate Portrait") , eine Freundin von Dianas Ex-Schwägerin Sarah "Fergie" Ferguson und Journalistin beim britischen Promimagazin "Hello!", schildert Diana als liebevolle Mutter und eifrige Hausfrau, die schon mal höchstselbst ihr Bad putzte.

Nächstenliebend im Unglück
Helmut-Maria Glogger wiederum zeichnete in seiner Biografie "Diana - Eine Frau sucht ihr Leben" das medial schon zu ihren Lebzeiten ausgeschlachtete Bild jener unglücklichen Frau, die vor der Kälte der britischen Königsfamilie in die Bulimie floh und dennoch so vielen leidenden Menschen Kraft gab.

Diana, die Philosophin
Dianas Butler Paul Burrell dagegen arbeitete an seiner ehemaligen Arbeitgeberin weitgehend unerkannte Aspekte heraus. Er stilisierte sie in "Die Zeit mit ihr" zur Philosophin, die ihn "viel über das Leben gelehrt" habe, wie die "Süddeutsche Zeitung" ("SZ") in einer Zusammenschau der wichtigsten Diana-"Typologien" schrieb.

Ihre Gabe der "introspektiven Analyse" manifestierte sich demnach für Burrell an "stundenlangen Telefonaten". Sie sei "Friedensstifterin" gewesen, "da sie alle Religionen umarmte - egal ob anglikanisch, römisch-katholisch, muslimisch oder hinduistisch".

Engelsgleiche Ikone
Dann wäre freilich auch Diana als Stilikone zu nennen. Schließlich war sie in den 80er und 90er Jahren die meistfotografierte Frau der Welt.

Ihre Föhnrisuren wurden legendär, ihre Liebe zu Puffärmeln ebenso. Zur Modeikone erhoben wurde sie laut "SZ" aber erst wenige Monate vor ihrem Tod mit den Fotos von Mario Testino, auf denen sie engelsgleich gestylt war.

Harte Bandagen
Vom Fashion-Victim zur Zicke ist der Weg nicht mehr weit: Eine einsame und mediengeile Prinzessin, ein Prinz, der sich wünscht, ein Tampon zu sein, und eine eiskalte Königin waren die Zutaten der jüngsten Diana-Abhandlung "Diana - Die Biografie" von Tina Brown.

Die US-Journalistin und laut eigenen Aussagen enge Freundin Dianas geht darin mit der "Prinzessin der Herzen" über 700 Seiten hart ins Gericht.

Teuflisch und promiskuitiv
Ein wenig "teuflisch" sei Di schon gewesen, schreibt ihre Freundin Tina. Sie soll Charles ihrer Schwester ausgespannt und während ihrer unglücklichen Ehe mit dem eroberten Prinzen sieben Affären gehabt haben. Wenn Paparazzi sie ignoriert hätten, sei sie ausgerastet, berichtet Brown.

Aber vielleicht machte, wie Brown schreibt, gerade diese "Mischung aus Zickigkeit und Verletzlichkeit" Diana "so sexy".

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