Wenige Handgriffe für den Ernstfall

Deutschland war bis in die 90er Jahre bis in den letzten Winkel auf einen großen Krieg vorbereitet.
"Wallmeister" - so nannte man in der Bundesrepublik Deutschland jene Einheit der Bundeswehr, die ab dem Jahr 1957 die Aufgabe hatte, aus der zivilen Infrastruktur im Ernstfall eine militärische Infrastruktur zu machen.

Bis 2006 bestand diese Einheit, mittlerweile ist sie im Bereich der allgemeinen Pioniere aufgegangen. Organisiert hatten die Wallmeister bis zum Fall des Eisernen Vorhanges das Funktionieren der "Festung Deutschland".

Für den Fall eines Angriffs durch Warschauer-Pakt-Truppen sollten die Wallmeister Brücken sprengen, Sperren errichten - und etwa Teile der deutschen Autobahn in militärisch nutzbare Landebahnen umwandeln.

6.000 Sprengfallen
6.000 Sprengfallen wurden nach einem Bericht des "Spiegels" in Deutschland zur Zeit des Kalten Krieges unterhalten. Mittlerweile sind diese Maßnahmen obsolet. Doch private Vereine spüren, auch dank der Hilfe von Internet-Tools wie Google Earth, den ehemaligen Militäreinrichtungen, die sich im Bereich der zivilen Infrastruktur "verbargen", nach.

Etwa jenen Autobahnabschnitten, die als Landebahn für Flugzeuge geeignet waren, wo die Fahrbahnteile nur durch einfache Leitplanken im Betonboden getrennt waren. Genutzt wurde die Autobahn, etwa die A29 bei Oldenburg, als Landebahn für Jagdflugzeuge und Transportflugzeuge etwa bei einer Übung im Jahr 1984, der "Highway 84" (siehe Bild).

"Intensiv auf Krieg vorbereitet
©Bild: Corbis/Tech. Sgt. Rod Prouty
©Bild: Corbis/Tech. Sgt. Rod Prouty
Deutschland, so erinnert die Interessengemeinschaft für historische Militärindustrie- und Verkehrsbauten, sei intensiv auf einen Krieg vorbereitet gewesen und habe gerade im Bereich der zivilen Architektur Vorkehrungen getroffen, um die Truppen des Warschauer Pakts aufzuhalten.

Noch 1989, schreibt der "Spiegel", habe man etwa über dem Elbtunnel in Hamburg über den Tunneleinfahrten große Betonklötze anbringen lassen. Im Ernstfall hätten die Wallmeister die Querträger unter den Blöcken gesprengt und so eine Tunnelsperre hergestellt.

"Verlorene" Orte
Seit 1999 sammelt eine Gruppe von "Geschichtsforschern" um den Hobbyhistoriker Michael Grube nach "verlorenen Plätzen" in Europa.

Unter Lostplaces.de hat man eine Topographie quasi vergessener oder übersehener Militäranlagen innerhalb der zivilen Infrastruktur zusammengestellt. "Es geht uns dabei nicht zwingend um solche Orte, an denen Weltgeschichte geschrieben wurde, sondern vielmehr um die 'Geschichte vor der Haustür'".

Man möchte aufzeigen, wie "viele Örtlichkeiten mit einer interessanten oder ungewöhnlichen, oft aber auch traurigen oder schrecklichen Historie" es gegeben habe oder noch gibt.

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