Von "Fantastico" bis "RockPolitik"

Der Altstar erreichte mit "RockPolitik" Millionen Zuseher.
"Il Molleggiato" nennen die Italiener Adriano Celentano wegen seines tänzelnden Gangs - "der Abgefederte". Außerhalb Italiens vor allem wegen seiner Single "Azzurro" bekannt, sorgt der Altrocker im italienischen Fernsehen immer wieder für Quotenrekorde und für schlaflose Nächte bei so manchem Politiker.

Zwischen seinen TV-Auftritten vergehen zwar oft Jahre - dafür lässt es Celentano dann aber ordentlich krachen.

Gegen Atomkraft und Abtreibung
Das war schon in den 80ern so, als der Neo-Showmaster seine RAI-Sendung "Fantastico" als politische Bühne nutzte. Er wetterte gegen die Atomenergie und das Abschlachten von Robben ("Eine Jagd gegen die Liebe"). Beinahe erwärmte sich die kritische Linke für Celentano. Das änderte sich schnell, als er sich auch gegen Abtreibung und die lesbische Liebe aussprach.

Totale Gestaltungsfreiheit
Zuletzt stellte Celentano seinen Ruf als Anarcho und Querdenker 2005 unter Beweis: Die RAI engagierte ihn für eine neue, vierteilige Satireshow namens "RockPolitik".

Der Künstler kassierte dafür kolportierte 1,4 Millionen Euro. Und er konnte nicht nur prominente Gäste wie den Starregisseur, Schauspieler und Satiriker Roberto Benigni, Popstar Eros Ramazzotti und Motorsportler Valentino Rossi verpflichten, sondern ließ sich von den RAI-Managern auch totale Autonomie zusichern.

Berlusconi-Attacke
Schon die erste Folge der Show, die Celentano bis ins kleinste Detail selbst gestaltete, widmete sich dem heiklen Thema Meinungsfreiheit. Der Säulenheilige des Italo-Pop sparte dabei nicht mit Attacken gegen den damaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi wegen dessen Kontrolle über das italienische Mediensystem.

In einer langen Tirade hob Celentano hervor, dass Italien laut internationalen Studien in Sachen Medienfreiheit weltweit Platz 79 belege.

Traumquoten
Kein Wunder, dass sich Spitzenpolitiker von Regierung und Opposition dazu gezwungen sahen, öffentlich zu "RockPolitik" Stellung zu nehmen. Celentanos Sendung sei der Beweis, dass das Fernsehen von der Linken kontrolliert werde, mokierte sich Berlusconi.

Doch die öffentliche Stimmung richtete sich damals - wenige Monate vor der Parlamentswahl, bei der Berlusconi abgewählt wurde - schon gegen den Regierungschef, und "RockPolitik" brachte dem öffentlich-rechtlichen Sender Rekordquoten von bis zu 15 Millionen Zusehern und einen Traum-Marktanteil von 60 Prozent.

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