Trotz Bloombergs Beteuerungen leiteten seine Mitarbeiter einen Wahlkampf für ihn als parteilosen Kandidaten in die Wege, berichtete die "New York Times" ("NYT") etwa am Montag. Demnach will sich Bloomberg zur Kandidatur bitten lassen - und sammelt schon die Leute dafür.
Wichtiges Treffen am Montag
Kommenden Montag trifft sich Bloomberg mit einflussreichen Politikern der Demokraten und der Republikaner, die er selbst unter der Plattform "Unity08" versammelt hat. Offiziell soll die Plattform nur eine überparteiliche Stimme im US-Wahlkampf werden.
Aus dem Mund der Plattform-Mitglieder klingt das anders: "Einige von uns können eine unabhängige Kandidatur durchaus unterstützen, wenn die beiden großen Parteien ihre Verantwortung nicht wahrnehmen", sagte der Ex-Demokrat David Boren der Zeitung "Newsday".
Wahlkampfkonzept schon fertig?
Bloomberg sei eine Persönlichkeit, die für eine Kandidatur ernsthaft in Betracht komme, so der frühere Senator und Gastgeber des Treffens. Laut der "New York Times" soll die definitive Entscheidung über eine Kandidatur nach dem Februar fallen.
Der "NYT" zufolge haben Bloombergs Mitarbeiter jedoch schon eine fertige Strategie in der Schublade, damit der Wahlkampf sofort nach der Bekanntgabe einer Kandidatur starten könnte. Und in privaten Gesprächen soll auch Bloomberg selbst mit der Kandidatur geliebäugelt haben.
Chancen so gut wie nie
Fast verwundert es, dass sich noch niemand anderer vor Bloomberg als unabhängiger Kandidat positioniert hat: Die Situation bei Demokraten wie bei Republikanern würde einem Parteifreien diesmal so gute Chancen verschaffen wie bei kaum einer anderen Präsidentenwahl.
Bei den beiden Großparteien deutet alles auf die Kandidatur von Personen hin, mit denen viele Parteigänger einfach "nicht können". Hillary Clinton ist auch für viele Demokraten ein rotes Tuch, Barack Obama für die anderen zu progressiv.
Perot + Nader = Bloomberg?
Bei den Republikanern sieht es ähnlich aus: New Yorks Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani ist den konservativen Wählern suspekt; seine aussichtsreichsten parteiinternen Konkurrenten wiederum können außerhalb republikanischer Kernwählerschichten wenig bewegen.
Bloomberg hätte außerdem einen weiteren Vorteil gegenüber anderen, die es vor ihm mit einer unabhängigen Kandidatur versuchten, etwa dem Grünen Ralph Nader bei den beiden letzten Wahlen und dem texanischen Geschäftsmann Ross Perot im Jahr 1992.
Angebot an beide Seiten
Perot und Nader waren vor allem für enttäuschte Wähler der Republikaner bzw. der Demokraten interessant. Nicht umsonst jammerte damals nach den Wahlen die jeweilige Verliererseite, der unabhängige Kandidat habe die wesentlichen Stimmen zum Sieg "gestohlen".
Gerade Bloomberg könnte allerdings für Wähler beider Seiten ein Angebot darstellen. Nicht umsonst hat er es ja auch schon mit beiden Großparteien probiert, bis er sich schließlich im Juni für parteifrei erklärte - für viele schon ein Indiz für eine allfällige Kandidatur.
Die Gerüchteküche brodelt
Wenn die Gerüchteküche im New Yorker Rathaus ein Indiz ist, steht Bloombergs Kandidatur schon fest. Bloombergs ehrgeiziger Stellvertreter Kevin Sheekey wird im Rathaus angeblich nur noch "Vizebürgermeister für Präsidentschaftskandidatur-Angelegenheiten" genannt.
Lukas Zimmer, ORF.at
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