Unbeschriebenes Blatt als Parteichef

Entscheidung über Wahltermin fällt am Dienstag.
Die Pakistanische Volkspartei (PPP) will mit Bilawal Bhutto als Parteichef in die kommenden Wahlen gehen. Am Sonntag wurde der 19-jährige Sohn der ermordeten Parteiführerin Benazir Bhutto als ihr Nachfolger präsentiert. Vorerst hat er jedoch in seiner Partei nichts zu sagen.

Die Macht liegt nun vielmehr bei Bilawals Vater Asif Ali Zardari. Laut offizieller Sprachregelung wird er seinen Sohn in den täglichen Amtsgeschäften vertreten, bis Bilawal sein Jusstudium an der englischen Eliteuniversität Oxford beendet hat.

In Tod von Bhuttos Bruder verwickelt?
Dass sich Zardari mit einer Lückenbüßer-Funktion zufriedengibt, darf allerdings bezweifelt werden. Jahrelang hat er an der Seite seiner Frau Benazir Bhutto bewiesen, dass er nach Macht strebt - und diese auf fragwürdige Art für sich zu nutzen versucht.

Dass Bhutto zweimal das Amt der Premierministerin verlor, war unmittelbar auch seinem Handeln zu verdanken. Die Vorwürfe reichen dabei bis hin zu Erpressung und der Verwicklung in den Tod von Bhuttos Bruder. Er verbrachte insgesamt acht Jahre im Gefängnis.

Äpfel für Ponys auf Staatskosten
Zardari erklärte stets, die Vorwürfe seien Erfindungen der politischen Gegner. In Pakistan hat man sich trotzdem über ihn ein eindeutiges Bild gemacht. Als Investitionsminister bekam er wegen seiner kolportiert korrupten Amtsführung den Spitznamen "Mister zehn Prozent".

Außerdem wurde dem Pferdeliebhaber damals vorgeworfen, sich auf Staatskosten eine Ponyherde in der Premiersresidenz zu halten - und auch die Äpfel für die Pferde aus dem Staatsbudget zu zahlen, während die Bevölkerung Hunger litt.

Unbeschriebenes Blatt Bilawal
Trotz Zardaris angekratzten Rufes hatte sich Benazir Bhutto ihren Mann angeblich als Nachfolger gewünscht. Mit dem unbeschriebenen Blatt Bilawal als offiziellem Parteichef erhofft sich die PPP jedoch offenbar bessere Chancen bei den kommenden Wahlen.

Maulkorb für den Sohn
Wer in der Partei künftig das Sagen hat, machte Zardari jedoch schon auf der Pressekonferenz klar, bei der Bilawal am Sonntag der Öffentlichkeit präsentiert wurde: Nach zwei einleitenden Sätzen Bilawals entzog der Vater dem Sohn das Wort.

Fragen der Reporter an Bilawal ließ der Vater nicht zu: "Er mag unser Vorsitzender sein, aber er ist mein Sohn und er ist in einem zarten Alter", sagte Zardari. "Wir sind alle in Trauer." Alle Fragen seien an ihn zu richten, so Zardari.

Wahlkommission entscheidet am Dienstag
Offen ist unterdessen weiterhin, ob die Parlamentswahl nach dem Mordanschlag verschoben wird. Laut einem ehemaligen Vertreter der Partei von Präsident Pervez Musharraf ist eine Verschiebung der für 8. Jänner angesetzten Wahl um bis zu zwei Monate wahrscheinlich.

Nach Analyse von Lageberichten aus allen Provinzen will die Wahlkommission am Dienstag ihre Entscheidung bekanntgeben.

Die US-Regierung forderte Pakistan dringend auf, an der Wahl festzuhalten, ohne aber einen Termin dafür zu nennen.

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