Wrack soll Unterwasser-Museum werden

"Der Schatz ist in diesem Fall das Wrack selbst."
Ein Team von US-Unterwasserarchäologen hat vor einer winzigen Insel der Dominikanischen Republik eine sensationelle Entdeckung gemacht: Es hat aller Wahrscheinlichkeit nach die "Quedagh Merchant", das Schiff des berühmt-berüchtigten schottischen Piraten William Kidd, gefunden.

©Bild: AP/Indiana University Indiana
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Die Forscher der Indiana University fanden das Schiffswrack nach eigenen Angaben in kristallklaren Gewässern in nur drei Meter Tiefe vor der Isla Catalina.

Nicht geplündert
"Als ich es das erste Mal sah, konnte ich kaum glauben, dass es 300 Jahre lang von jedem übersehen worden war. Ich habe schon mit Tausenden Schiffswracks zu tun gehabt, und das ist das erste, das völlig unangetastet von Plünderern ist", sagte Charles Beeker, der leitende Archäologe des Forscherteams.

Dabei war die "Quedagh Merchant" seit langem eines der begehrtesten Objekte für professionelle Schatzsucher. Eines dieser Teams habe sogar mit offizieller Erlaubnis der Dominikanischen Republik rund um Isla Catalina danach gesucht - allerdings ohne Erfolg, so Beeker.

"Ein lebendes Museum"
Captain Kidd, wie der legendäre Pirat gemeinhin genannt wird, hat nach Meinung der meisten Historiker die "Quedagh Merchant" 1699 aufgegeben. Zwei Jahre später wurde er in London wegen Piraterie hingerichtet.

©Bild: AP/Indiana University Indiana
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Die US-Forscher wollen das Wrack - hauptsächlich gut erhaltene Kanonen und Schiffsanker - jetzt gemeinsam mit der dominikanischen Regierung in ein Unterwasser-Schutzgebiet umwandeln, das von Tauchern besucht werden kann. "Wir halten das für ein lebendes Museum. Der Schatz ist in diesem Fall das Wrack selbst", so Beeker.

Wertvolle Informationen
Der Fund ist vor allem deshalb so spektakulär, weil er Historikern wertvolle Informationen über die Piraterie in der Karibik und über das Leben von Captain Kidd liefern kann.

"Es gibt ausführliches schriftliches Material aus dieser Zeit. Nun haben wir die seltene Gelegenheit, die historischen Informationen mit archäologischen Funden abzugleichen", sagte der kalifornische Archäologe John Foster.

Bei Stevenson und Poe erwähnt
William Kidd, 1645 in Schottland geboren, gilt als das Vorbild für zahllose Piratenromane und -filme. So wird er etwa in Robert Louis Stevensons "Die Schatzinsel" erwähnt. Sein legendärer Schatz, den er vor seinem Tod vergraben haben soll, kommt in Geschichten von Edgar Allen Poe und Washington Irving vor.

Die meiste Zeit seines Lebens war Kidd ein angesehener Kapitän, der wertvolle Häuser an der New Yorker Wall Street besaß und im Auftrag der britischen Regierung Jagd auf Piraten machte.

"Quedagh Merchant" 1698 erbeutet
1697 soll der Mann mit der vornehmen Lockenperücke jedoch unerwartet die Seiten gewechselt und binnen zwei Jahren Unmengen an Gold, Juwelen und Seide geraubt haben.

Kidd, der zuvor auf dem Dreimaster "Adventure Galley" unterwegs war, erbeutete 1698 die "Quedagh Merchant", ein armenisches Schiff, das voll beladen mit Gold, Silber, Stoffen und anderen Wertgegenständen aus Ostindien war.

Tod durch den Strick
Ein Jahr später versuchte er, als reicher Mann nach New York zurückzukehren und dort seine Unschuld zu beweisen. Die "Quedagh Merchant" ließ er in der Karibik zurück, vermutlich, weil sie zu auffällig gewesen wäre. Kidd wurde dennoch festgenommen und in Ketten nach London geschickt.

Dort wurde er in einem spektakulären Schauprozess wegen Mordes und Piraterie zum Tode durch den Strick verurteilt. Seine Leiche ließ man zwei Jahre lang als Abschreckung für andere Piraten in einem Käfig über der Themse hängen.

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