Gebühr für Warlord

Beliebter Treffpunkt für Expats und reiche Afghanen.
Es ist mit Sicherheit einer der ungewöhnlichsten Golfplätze der Welt: Mitten in einer von Sträuchern und wenigen Bäumen durchsetzten Wüstenlandschaft, ohne jedes Grün, dafür mit einigen verstreuten Kriegstrümmern können Wildentschlossene dem Golfen "frönen". Der Ort: der Golfclub außerhalb der afghanischen Hauptstadt Kabul.

Am Kabul Golf Club ist wenig so, wie es sein sollte: Rasen sucht man vergeblich. Das Green ist vielmehr braun-schwarz - denn um eine halbwegs glatte Fläche zu erhalten und um zu verhindern, dass der Wind den Sand verweht, ist der Sand mit Öl vermischt. Der Kurs selbst ist sandig, staubig und von Felsbrocken und dornigen Büschen gesäumt.

Ausgebrannte Panzer und Minen
Unmittelbar nach dem Krieg gegen die Taliban hatte dort die UNO das Gelände von Minen gesäubert. Als der Golfplatz 2002 wiedereröffnet wurde, mussten zunächst ausgebrannte Panzer und andere Überreste des Krieges weggeräumt werden.

Der Platz ist mittlerweile wieder ein beliebter Tummelplatz vor allem für Ausländer und wohlhabende Afghanen. Für die im Land stationierten Ausländer ist es nicht zuletzt eine willkommene Abwechslung zum Aufenthalt in ihren meist schwer bewachten Gebäuden.

Lange Durststrecke
Clubchef Muhammad Afzal Abdul hatte bereits vor 25 Jahren auf dem Platz gespielt - bevor die russischen Truppen im Winter 1979 einmarschierten. Es folgten der Bürgerkrieg und die Machtübernahme durch die Taliban - und damit das endgültige Aus für den Sport und Zeitvertreib. Die zum Club gehörenden Schläger wurden damals einfach vergraben.

Vor dem russischen Einmarsch war der heute 49-jährige Abdul der beste Spieler des Landes. Er wurde zunächst von den Russen verhaftet, später von den Taliban festgehalten, bevor ihm die Flucht nach Pakistan glückte.

Profit für Warlord
Kurz nach der Entmachtung der Taliban kehrte Abdul in seine Heimat zurück und begann, den Golfplatz wieder aufzubauen.

Die Club- und Spielgebühren fließen allerdings direkt in die Hände eines Warlords der Mudschahedin, der das gesamte Gebiet kontrolliert. Dazu gehört auch ein See oberhalb des Golfplatzes, zu dem viele afghanische Familien jeden Freitag zum Picknicken und Bootfahren kommen.

Wichtige Hinweise
Auf der Website des Golfclubs gibt es einige nützliche Tipps für Spieler. So braucht man jeweils zwei Caddies: Einer trägt das Equipment, zu dem neben den Schlägern auch ein Stück künstliches Gras gehört, von dem aus der Abschlag erfolgt; der zweite geht voran, um zu sehen, wo der Ball landet, der in Sand und Staub allzu leicht verloren geht.

Gewarnt wird davor, mit dem Eisen beim Abschlag in den Boden zu rammen, da man sich dabei die Hände schwer prellen kann.

Viele Zuseher
Außerdem kommt es immer wieder vor, dass ganze afghanische Busgruppen auf dem Weg zum nahe gelegenen See beim Golfplatz Halt machen, um Spieler anzufeuern und sie von Loch zu Loch zu begleiten. Der Golfclub rät in diesem Fall, das Gefühl, eine Berühmtheit zu sein, zu genießen und den "Fans" gelassen zuzuwinken.

Dass nur einige wenige am Eingang postierte Wachen für Sicherheit sorgen, obwohl die Straße zum See mitten durch den Golfplatz führt und es kaum Zäune gibt, beunruhigt zumindest Betreiber Abdul nicht. Er ist überzeugt, dass die Sicherheit zumindest auf dem Golfplatz von Tag zu Tag besser wird - denn: "Jeder will spielen."

Links: