Nach der Vorlage von Philip Pullmans Romantrilogie "His Dark Materials" erzählt der US-Regisseur Chris Weitz die Geschichte von einem Mädchen, das auserkoren ist, die Welt von einer bösen Macht zu befreien.
Wo geht's hier zur Wahrheit?
Im Mittelpunkt steht die zwölf Jahre alte Lyra (Dakota Blue Richards), in deren Welt merkwürdige Dinge passieren: Ihr Onkel Lord Asriel (Craig) soll umgebracht werden, Kinder verschwinden, und die Erwachsenen sprechen von Expeditionen in den hohen Norden und geheimnisvollem "Staub". Zudem herrscht ein Regime, das Gedanken kontrollieren will.
Lyra macht sich auf, um dem Mysterium auf die Spur zu kommen - selbstverständlich nicht unbeobachtet. Die eiskalte blonde Forscherin Marisa Coulter (Kidman) hegt ein ungutes Interesse an dem Mädchen und dessen Reiseutensil: einem goldenen Kompass, der nicht die Richtung, sondern die Wahrheit weist.
Ein zweiter "Herr der Ringe"?
New Line Cinema, das zum Time-Warner-Konzern gehörende Studio, das mit den "Herr der Ringe"-Filmen groß wurde, sucht mit "Der Goldene Kompass" verzweifelt nach einer ähnlich großen Franchise, also einer in mehreren Teilen und mit unzähligen Nebenprodukten verwertbaren Filmmarke.
Die Konkurrenz hatte hier einen Startvorteil: Der Disney-Konzern brachte schon 2005 den ersten Teil der "Chroniken von Narnia" heraus - ebenfalls eine Verfilmung von Fantasy-Jugendbüchern, ebenfalls angereichert mit einer hohen Dosis Spezialeffekte.
Anti-"Narnia"
Doch in vielerlei Hinsicht ist "Der Goldene Kompass" ein Anti-"Narnia". Pullman bezeichnete die "Narnia"-Reihe schon früher als eine "mürrische Mischung aus rassistischen, frauenfeindlichen und reaktionären Vorurteilen".
Disney vermarktete seinen Film als christliche Allegorie, als eine Art Bibel light, die "His Dark Materials"-Reihe hat hingegen eine ganz deutliche antiklerikale Botschaft.
Katholische Gruppen protestieren
Eine religiöse Organisation namens Magisterium - eindeutig angelehnt an die katholische Kirche - steht in der Buchtrilogie für das Böse. Die Institution entführt Kinder aus ganz England und unternimmt an ihnen grausame Versuche in der eisigen Einsamkeit des hohen Nordens.
In der Kinoversion wurde die bewusst kirchenfeindliche Botschaft des Autors zwar gehörig abgeschwächt: Weitz macht die Kirchenmänner etwa zur generischen Gedankenpolizei und hat das Ende des Romans gekürzt, in dem die Hauptfiguren ihren Kampf gegen den bösen Allmächtigen beginnen.
Doch da der Film ein "Anreiz sein könnte, die Bücher zu lesen", will die Katholische Liga in den USA auch von der Leinwandfassung nichts wissen. Christen sollten sich "von diesem Film fernhalten", und "Eltern könnten ihre Kinder zu dem Film mit ins Kino nehmen und angeregt werden, die drei Bücher als Weihnachtsgeschenk zu kaufen".
Risiko für das Studio
Nicht nur deshalb und nicht nur auf dem US-Markt ist der Film ein Risiko für New Line. Schon während der Produktion gab es Probleme. Ein erstes Drehbuch des Dramatikers Tom Stoppard galt als unverfilmbar und wurde verworfen.
Dann engagierte man Weitz, den Regisseur von "American Pie" und "About a Boy", der zwischendurch aus- und dann wieder einstieg. Er hatte offenbar Angst vor der gefinkelten Computereffekt-Technologie des 180-Millionen-Dollar-Projekts, mit der er zuvor keine Erfahrung hatte. Tatsächlich bleiben ob der Effektflut der komplexe Plot und die guten Leistungen der Schauspieler etwas auf der Strecke.
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