Offizielles Briefpapier "ein Fehler"

Seinen Brief auf Englisch findet Gorbach "nicht so schlecht geschrieben".
Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach (BZÖ) hat seinen umstrittenen Brief an den britischen Finanzminister Alistair Darling mehrmals verteidigt.

Zuletzt meinte er im Oktober in einem Interview mit der Vorarlberger Wochenzeitung "Wann & Wo", dass seine Aussage, Vorarlberg sei ihm zu klein, "positiv gemeint" gewesen sei.

"Denn als kleines Land ist Vorarlberg das wohl schönste der Welt, aber wirtschaftlich gesehen muss man über den Tellerrand hinausblicken. Das tut die Vorarlberger Wirtschaft, die Exportweltmeister ist, ja auch", rechtfertigte Gorbach seine Äußerungen.

"Bin beruflich völlig ausgelastet"
Bezüglich der Verwendung des Vizekanzler-Briefpapiers mit dem österreichischen Wappen meinte Gorbach, wie er von anderen Ex-Politikern und Würdenträgern wisse, sei das "nicht unüblich". "Aber natürlich ist das Wappengesetz zu respektieren, und ich habe hier offensichtlich - unbewusst - einen Fehler gemacht", sagte Gorbach.

Er hoffe, er werde dazu eingeladen, Stellung zu nehmen und "zu erklären, dass keine schlechten Gedanken dahintersteckten". "Es war keine Job-Keilerei, wie kolportiert, sondern ein privater Bericht an Alistair, denn ich bin beruflich völlig ausgelastet", so der Ex-Politiker. Es gehe ihm darum, Beziehungen aufrechtzuerhalten.

Lob für eigene Englischkenntnisse
Zu seinem Englisch befragt, meinte Gorbach, er fühle sich "sehr wohl in dieser Sprache". Es gebe aber Situationen, in denen "so ein geschriebener Brief sehr schnell - zu schnell" hinausgehe. "Aber so schlecht geschrieben ist er im Übrigen auch wieder nicht."

Er sei sich sicher, dass viele, die ihn gelesen hätten, "so einen Brief gar nicht herbekommen würden". Er kenne viele Politiker, "die versteht man nicht einmal, wenn sie in ihrer Muttersprache sprechen".

Veröffentlichung eine "Sauerei"
Was die Berichterstattung in den Medien betreffe, sei die Causa schließlich "deutlich überbewertet und unverhältnismäßig" behandelt worden. Auf die Frage, ob ihn das persönlich getroffen habe, meinte Gorbach: "Ich habe mir seit einigen Jahren vorgenommen, dass ich selbst bestimme, wer mich ärgern darf." Aber es mache ihn nachdenklich.

Der Brief habe "privaten Charakter" gehabt. "Umso mehr finde ich es eine Sauerei, dass mein Brief öffentlich gemacht wurde", sagte Gorbach. Wie das geschehen konnte, werde noch zu klären sei. Offensichtlich gebe es "undichte Stellen". Es handle sich um ein klares Vergehen gegen das Post- und Briefgeheimnis "und kann so nicht stehengelassen werden".

"Keine Bewerbung"
Bereits kurz nach dem Bekanntwerden des Schreibens bestritt Gorbach in einer schriftlichen Stellungnahme, sich in seinem Brief um einen Job beworben zu haben.

Es sei "keine Bewerbung" gewesen, "sondern eine allgemeine Orientierung über meine neue berufliche Situation mit dem Hinweis, dass ich gerne weiterhin internationale Kontakte pflege und bei Bedarf für allfällige Projekte oder Funktionen in Kontrollorganen (Beirat, Aufsichtsrat) ansprechbar bin - ein im Zeitalter des Networking absolut üblicher Vorgang".

"Direkt an mich"
Der frühere Vizekanzler trat auch der Darstellung entgegen, dass er keine Antwort von Darling bekommen habe. Sein Schreiben vom 18. Juli sei über die Botschaft an den britischen Finanzminister ergangen. "Dieses wurde von ihm auch freundlich beantwortet." Die Antwort sei jedoch "direkt an mich" geschickt worden.

Gorbach hatte dem "Kurier" noch mitgeteilt, aus der Anfrage an Darling sei nichts geworden. Gegenüber der Zeitung hatte er auch die Verwendung des Wappens verteidigt: "Das ist Geschmackssache."

Links: