Ein Werbespot soll Afrikanern drastisch vor Augen führen, was sie nach der Flucht in das vermeintliche Paradies erwarten könnte: ein Leben in Armut als Bettler oder Obdachlose und ohne Perspektiven. Ausgestrahlt werde der Spot im nigerianischen Fernsehen im Auftrag der Eidgenossenschaft, berichtete der "Sonntagsblick", und zwar zur besten Sendezeit.
Beteiligung der EU
Der Film ist mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union entstanden. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf habe für eine dreijährige Informationskampagne in Afrika 1,5 Millionen Euro aus der EU-Kasse erhalten, sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag in Brüssel.
Die Kommission wolle Afrikaner vor den Risiken einer illegalen Einreise nach Europa warnen. Der Streifen wird nun in Kamerun und Nigeria gezeigt.
Der Film von IOM und dem Schweizer Bundesamt stellt einen Kontrast zwischen den Erwartungen afrikanischer Auswanderer und ihrem Leben in Europa dar. Auch Spanien habe sich mit Blick auf Einwanderer aus dem Senegal bereits an ähnlichen Aktionen finanziell beteiligt, sagte der Kommissionssprecher.
"Die Folgen der Flucht"
Die ungewöhnliche Aktion begründete Eduard Gnesa, Direktor des Schweizer Bundesamts für Migration (BFM), folgendermaßen: "Wir haben die Verpflichtung, diesen Menschen aufzuzeigen, was eine Flucht für Folgen für sie haben kann." Nach Angaben des Blattes hatte er selbst die Idee für die "Schockkampagne", die von seinem Bundesamt finanziert wird.
Blocher begeistert
Justiz- und Polizeiminister Christoph Blocher (Schweizerische Volkspartei, SVP) sagte am Samstag am Rand einer Parteiveranstaltung, er begrüße solche Aktionen voll und ganz. "Wir müssen den Afrikanern aufzeigen, dass die Schweiz kein Paradies ist."
Dass die Eidgenossenschaft mit dieser Idee richtig liege, zeige sich auch daran, "dass jetzt andere europäische Länder mit ähnlichen Projekten nachziehen wollen", fügte er hinzu.
Kaum Chance auf Aufenthaltsbewilligung
Grund für die Negativpropaganda-Offensive, die weniger als eine halbe Million Schweizer Franken (300.000 Euro) kosten soll, ist der wachsende Strom von Wirtschaftsflüchtlingen aus Afrika. Diese haben kaum Chance auf eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz.
300.000 unqualifizierte Jobs wurden dort in den vergangenen Jahren abgebaut, und dank des Personenfreizügigkeitsabkommens mit Brüssel kann die Schweizer Wirtschaft auf ein riesiges Reservoir von Arbeitskräften aller Qualifikationsstufen zurückgreifen.
Erfolg bleibt abzuwarten
So bleibe den Afrikanern in der Schweiz oft nur der Asylantrag und ein Leben ohne Arbeit. Ein weiterer Grund für die Warnung ist laut Gnesa auch die Tatsache, dass jedes Jahr Tausende afrikanischer Migranten auf der Flucht nach Europa im Mittelmeer ertrinken.
Wie erfolgreich die Kampagne ist, lässt sich noch nicht sagen. Von Jänner bis Oktober zählte das Bundesamt für Migration 37 Asylanträge von Nigerianern mehr als vor Jahresfrist, nämlich 246.
Ausweitung auf andere Länder
Ob die Kampagne weitergeführt wird, wird nächstes Jahr entschieden. Im Moment diskutiert das BFM auch mit der Demokratischen Republik Kongo über die Möglichkeit einer solchen Kampagne. Gnesa sagte, er könne sich "gut vorstellen, diese Idee in weiteren afrikanischen Ländern zu lancieren".
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