Die Vorzüge des "Power-Nap"

Erfreuliche Nachrichten aus der Wissenschaft: Regelmäßige Mittagsschläfchen verlängern das Leben.
Wissenschaftlich ist es längst unbestritten: Ein kurzer Mittagsschlaf fördert nicht nur die Gesundheit und das Wohlbefinden, sondern auch die Effektivität bei der Arbeit.

Relativ neu ist, dass diese Erkenntnis in der Wirtschaft auch greift: Wer sich zu Mittag eine Auszeit gönnt, arbeitet produktiver.

Siesta-Unruhe in Spanien
Während in den USA immer mehr Firmen ihren Mitarbeitern Schlafpausen gönnen, geriet die Siesta ausgerechnet in ihrer südeuropäischen Heimat in den vergangen Jahren immer mehr in Bedrängnis. Der spanische Rhythmus musste sich dem Takt der EU weitgehend anpassen.

Für spanische Vorkämpfer der globalisierten Welt ist die ausgedehnte Siesta längst ein Problem. Sie hat zur Folge, dass die Spanier später Arbeitsschluss haben als fast alle anderen Europäer. Sie arbeiten normalerweise von 9.00 bis 14.00 und von 17.00 bis 20.00 Uhr.

Firmen nehmen immer weniger Rücksicht
Dennoch kommt laut den Gegnern der Siesta zu wenig dabei heraus. Daher müssen die Spanier zunehmend auf ihre ausgiebige Mittagsruhe verzichten.

Großbetriebe und Fabriken nehmen immer weniger Rücksicht auf die Tradition, die ihre Wurzeln in den 30er Jahren hat. Supermärkte und Kaufhäuser in spanischen Großstädten sind mittags durchgehend geöffnet.

Multinationale Konzerne waren vorgeprescht. IBM Spanien etwa vertraut auf flexible Arbeitszeiten und versucht, Sitzungen nach 15.00 Uhr zu verhindern, damit um 16.00 oder 17.00 Uhr die meisten Angestellten nach Hause gehen können.

Frauen und Pensionisten profitieren weniger
Laut einer Langzeitstudie an mehr als 23.000 griechischen Männern und Frauen kann ein gewohnheitsmäßiger Mittagsschlaf von 30 Minuten das Herzinfarktrisiko drastisch senken. Besonders profitierten Arbeiter von der Mittagsruhe.

Bei ihnen sank das Risiko um 64 Prozent, während der Effekt bei nicht arbeitenden Männern - vor allem Pensionisten - nicht signifikant war. Für Frauen standen nicht genug Daten zur Verfügung, um einen solchen Vergleich anzustellen.

Es scheint jedoch, dass bei Frauen und Pensionisten die Wirkung der Siesta viel weniger ausgeprägt ist.

Usus in Japan
In Japan weiß man um die offensichtlichen Vorzüge der Schlafpausen für Produktivität und Zuverlässigkeit schon lange Bescheid. Viele Firmen bieten ihren Mitarbeitern Schlafkojen an - freilich gibt es längere Arbeitszeiten als etwa in Europa.

In den USA greift man diese Idee nun verstärkt auf. Vor allem der sicherheitsabhängige Transportsektor übernimmt das Konzept: Schicht- und Schwerarbeiter gehören zu den Ersten, die durch einen halbstündigen "Power-Nap" ihre Arbeitskraft wiederherstellen und damit auch die Unfallgefahr erheblich reduzieren.

Spezialsessel, Kopfhörer und Kabinen
Eine Marktlücke tut sich auf, und Firmen drängen bereits mit Spezialsesseln, Kopfhörern und Kabinen auf den Siesta-Markt.

Bei der Metallfirma Yarde Metals im nordöstlichen Bundesstaat Connecticut gehören Schlafpausen bereits zum Alltag. Rund um die Uhr wird in dem Betrieb gearbeitet, viele Arbeiter bedienen schwere Geräte wie Gabelstapler.

Doch neben den Werkstätten hat Yarde Metals nicht nur einen Pausenraum mit Kaffeemaschine und Imbissautomat, sondern eine voll eingerichtete "Gelassenheitssuite". Blau gestrichene Wände und ein speziell geformter Sessel sollen den Eindruck der Schwerelosigkeit erwecken.

"Nickerchen auf höchstem Niveau"
"Das ist das Nickerchen auf höchstem Niveau", sagt Firmensprecherin Susan Kozikowski gegenüber der Nachrichtenagentur AP, "totales Stressmanagement." 20 Minuten in dem "Z-Sessel" seien wie vier Stunden Schlaf.

Vor allem die Arbeiter der Nachtschicht hätten solche Pausen dringend nötig, sagt Kozikowski. Doch nicht nur Schichtarbeiter können von Schlummerpausen profitieren.

Kabinen mieten im Empire State Building
Im New Yorker Empire State Building können Kabinen für 14 Dollar pro halbe Stunde gemietet werden. "Ihre Jacke zerknittert nicht, die Haare werden nicht verwuschelt - Sie können aufstehen und direkt wieder an die Arbeit gehen."

Verschlafen ist schwer möglich, da Vibrationen und Licht nach 30 Minuten das Ende der Pause signalisieren. Einige Grundregeln müssen die Nutzer natürlich auch befolgen. Eine davon lautet: "Es gibt immer nur einen Schläfer pro Kabine."

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