Nur noch Repräsentation erlaubt

Carl XVI. Gustaf auf Repräsentation beschränkt.
Das schwedische Königshaus genießt, wie auch die Monarchen der Nachbarstaaten Dänemark und Norwegen, im Volk große Popularität. Carl XVI. Gustaf ist der siebente Bernadotte-König, Nachfahre des napoleonischen Marschalls Jean-Baptiste Bernadotte, der 1818 auf den schwedischen Thron gelangte.

Die Königsfamilie gilt als bürgernah und ist in allen Schichten der Bevölkerung beliebt. Einen großen Anteil an ihrer heutigen Popularität hat zweifellos Königin Silvia. Die gebürtige Deutsche hat Profil und Herz - und schon so manche Ungeschicklichkeit ihres Gatten wiedergutgemacht.

Die Liebesgeschichte
Entrücktheit vom Alltag der Untertanen, wie sie den britischen Royals oft nachgesagt wird, können die Schweden ihrer Dynastie nicht vorwerfen. Mit Silvia Sommerlath ehelichte der heutige Monarch Carl XVI. Gustaf 1976 die Tochter eines bürgerlichen deutschen Geschäftsmannes und einer Brasilianerin.

Der damalige Kronprinz hatte seine spätere Ehefrau bei den Olympischen Spielen in München 1972 kennengelernt, wo sie als Hostess arbeitete. Seine Heirat mit der Heidelbergerin galt als Glücksfall, war doch Schwedens Monarchie in den 70er Jahren einigermaßen angeschlagen.

Die Königskinder
Kronprinzessin Victoria (30) sowie Prinz Carl Philip (28) und Prinzessin Madeleine (25) - besuchten keine elitären Internate, sondern reguläre schwedische Schulen. Victoria wurde inzwischen gründlich auf ihre spätere Aufgabe vorbereitet.

Sie studierte unter anderem an der US-Eliteuniversität Yale und an der katholischen Universität Angers in Frankreich und absolvierte Praktika etwa in schwedischen Regierungsämtern.

Änderung des Thronfolgerechts
Als Victoria 1977 geboren wurde, hatte sie noch keinen Anspruch auf den Königsthron. Erst eine Verfassungsänderung 1980 ermöglichte die weibliche Thronfolge.

So wurde das älteste Kind des Königspaares - mit vollem Namen Victoria Ingrid Alice Desiree, Herzogin von Västergotland - Kronprinzessin, und der jüngere Bruder Carl Philip musste sich in der Thronfolge hinten anstellen.

Wann übernimmt Victoria?
Im Juli feierte Victoria ihren 30. Geburtstag, und bald darauf wurden Spekulationen über eine mögliche Hochzeit laut. Als konkreter Heiratskandidat bietet sich eigentlich nur ihr höchst unstandesgemäßer Freund an: Victoria unterhält eine langjährige Beziehung zu ihrem bürgerlichen Fitnesstrainer David Westling.

Aber das regt die Schweden wenig auf. Laut einer Umfrage vom Sommer wünschen 64 Prozent der Bevölkerung, dass der König mit 65 abdanken und seiner Tochter den Thron überlassen solle.

König seit 1973
Carl Gustaf Folge Hubertus, seit 1973 König, hatte im Vorjahr seinen Sechziger gefeiert. Er folgte seinem Großvater Gustaf Adolf nach, nachdem sein Vater 1947 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war.

Als Wahlspruch wählte er "Für Schweden - in der Zeit". Das Land ist seit 1815 von Krieg verschont geblieben und wurde nie von einer fremden Macht besetzt.

Die Aufgaben des Königs
Auch eine Debatte über die Privilegien von Mitgliedern der Königsfamilie erübrigt sich in Schweden. Das Königshaus zahlt Steuern wie alle Bürger des Landes. Von Sondereinkünften aus Ländereien oder steuerfreien Apanagen ist keine Rede.

Der Monarch hat nur repräsentative Aufgaben wahrzunehmen; er darf nicht einmal den Auftrag zur Regierungsbildung erteilen und Gesetze beurkunden. Diese Funktion fällt in Schweden dem Reichstagspräsidenten zu.

Der Verlust der Macht
Anfang des 20. Jahrhunderts musste sich der König dem Parlamentarismus beugen und verlor Kompetenzen. Das 19. Jahrhundert war von Machtkämpfen mit Staatsrat und Reichstag geprägt gewesen. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Republik als Option offen diskutiert. 1917 siegte erstmals die Linke, die Sozialdemokraten zogen in den Reichstag ein.

Weitere Verfassungsänderungen folgten nach dem Krieg. Im Zweiten Weltkrieg wurde Gustaf V. trotz Machtverlusts zu einem Symbol. Unter seinem Nachfolger Gustaf VI. Adolf (1950-73) wurde das neue Grundgesetz ausgearbeitet, 1973 ersetzte es die Regierungsform von 1809. Der heutige König trat sein Mandat bereits als machtloser Monarch an.

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