Auf ihrer Website distanzierte sich die von Fumihiro Joyu gegründete Gruppe den Angaben zufolge von den zerstörerischen Zielen der Aum-Sekte. Diese habe die "Konfrontation mit der Gesellschaft" gesucht. Die neue Organisation hingegen strebe nach "Kooperation mit allen Menschen", heißt es in der Erklärung.
Friedlichkeit angezweifelt
Die japanischen Behörden zweifeln jedoch daran, dass sich Joyu und seine Anhänger wirklich von den Zielen des Aum-Gründers Shoko Asahara distanzieren wollen. Sie wollten sich mit der Gründung der Splittergruppe vor allem dem Einfluss Asaharas entziehen, hieß es.
Der halb blinde Sektenführer wurde nach dem Giftgasanschlag durch Aum-Anhänger zum Tode verurteilt und wartet in einem Gefängnis auf seine Hinrichtung. Bei dem Anschlag mit Saringas im März 1995 waren in Tokio zwölf Menschen getötet und Tausende verletzt worden.
Asahara "Reinkarnation von Buddha"
Asahara gründete die Sekte Aum Shinrikyo ("Höchste Wahrheit") 1987, nachdem der halb blind geborene Sohn eines armen Bastmattenflechters angeblich im Himalaja erleuchtet worden war.
Als selbst ernannte Reinkarnation von Jesus Christus und Buddha zugleich rekrutierte er 10.000 Anhänger - vor allem junge Menschen, die sich von ihm Halt in einer für sie sinnentleerten Gesellschaft versprachen.
Sie folgten ihrem Führer Shoko Asahara blind. Der unheimlichen Anziehungskraft des Gurus mit den langen, schwarzen Haaren, dichtem Vollbart und den zusammengekniffenen Augen ist es zu verdanken, dass die Sekte selbst Ärzte, Wissenschaftler und andere Akademiker in ihren Bann ziehen konnte.
Weltuntergang 1997
Asahara prophezeite den Weltuntergang für das Jahr 1997; nur seine Bewegung würde dabei überleben. Als Gegenleistung für die versprochene Erlösung erwartete der Vater von sechs Kindern bedingungslose Unterwerfung.
Wenn Asahara nahte, mussten sich seine Jünger bäuchlings auf den Boden werfen. Für ständigen Kontakt zu ihrem Meister trugen sie Helme mit Elektroden, um seine Gehirnströme zu empfangen.
Guru im Rolls-Royce
Asahara selbst kümmerte sich derweil um sein weltliches Heil: Wer dem Kult der "Höchsten Wahrheit" beitreten wollte, musste dem Guru seinen gesamten Besitz vermachen, auch Bankkonten und Immobilien. Er ließ sich im Rolls-Royce chauffieren und täglich Spezialitäten seines Leibkochs auftischen.
Chemiefabrik entdeckt
Als die Polizei nach dem Attentat das Hauptquartier der Sekte südwestlich von Tokio durchsuchte, fand sie eine hochprofessionelle Chemiefabrik. Mit dieser hätte die Sekte genügend Giftgas produzieren können, um Millionen von Menschen zu töten.
Link:
- Aum-Sekte (Wikipedia)