"Es gibt eine Schneekettenpflicht"

Hätte Chaos auf der A21 verhindert werden können?
Schwerfahrzeuge ohne Schneeketten und Pkws, die noch immer mit Sommerreifen unterwegs waren: Laut Autofahrerclubs und Verkehrsexperten waren das die hauptsächlichen Zutaten zum nächtlichen Verkehrschaos in Niederösterreich.

Überraschung waren die starken Schneefälle schließlich keine - im Gegenteil: Meteorologen hatten den Zeitpunkt des Wintereinbruchs ziemlich genau vorausgesagt. Warum gerieten dann Tausende Autolenker in die Falle, in der sie auf der Wiener Außenringautobahn (A21) teils die ganze Nacht lang festsaßen? Hätte das Chaos verhindert werden können?

"Teilweise lebensgefährliches Chaos"
Ja, lautet die Antwort des ÖAMTC. Man habe am Donnerstag "auf die Stunde genau gewusst, wann der heftige Schneefall einsetzen wird und ein Verkehrschaos droht und trotzdem wurden keine entsprechenden Maßnahmen getroffen."

Ähnlich argumentiert das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV): Das "teilweise lebensgefährliche Chaos" wäre verhinderbar gewesen.

Sperre zu spät erfolgt?
"Hätten alle Lkws Ketten angelegt gehabt, wäre wahrscheinlich nicht viel passiert", heißt es vom ÖAMTC weiter.

Lkw-Lenker seien jedoch nicht rechtzeitig vor dem Chaos auf der A21 gewarnt worden. "Eine Schneekettenpflicht anzuordnen allein bringt nichts. Wenn Schwerfahrzeuge bereits quer stehen und die Autobahn blockieren, dann ist es fast eine Frechheit, trotzdem weitere Fahrzeuge hineinzulassen", lautet die Kritik an Exekutive und dem Autobahnbetreiber ASFINAG.

Viele mit Sommerreifen unterwegs
"Es gibt Kettenanlegeplätze, die Straßenmeistereien waren vorbereitet, es gibt eine Schneekettenpflicht - das Chaos wäre zu verhindern gewesen. Nur - wer A sagt, muss auch B sagen, und das ist nicht geschehen", hieß es am Freitag vom KfV. "Man hätte 20 Kilometer vor dem kritischen Abschnitt Kontrollen durchführen müssen und nur Lkws mit Ketten und Pkws mit Winterreifen weiterfahren lassen dürfen. Notfalls hätte man die Autobahn für Lkws oder alle Fahrzeuge sperren können."

Laut KfV trugen aber auch Pkw-Lenker einen guten Teil zum nächtlichen Verkehrskollaps bei. "Es war seit Tagen bekannt, dass es stark schneien würde. In den Medien wurde gewarnt. (...) Wir schätzen, dass ein Viertel der Pkw-Lenker noch mit Sommerreifen unterwegs war."

Polizei: Nicht zu verhindern
Die Exekutive wies die Kritik, nicht rechtzeitig reagiert zu haben, unterdessen zurück.

Es sei eine "Illusion" zu glauben, hängengebliebene Lkws oder Pkws wären zu vermeiden gewesen, selbst wenn alle mit Winterreifen ausgestattet gewesen wären.

"Wenn die Schneeleistung die Räumleistung übersteigt, sind die Mittel erschöpft", hieß es dazu von der Verkehrsabteilung des Landespolizeikommandos Niederösterreich.

SPÖ will Frächter zur Kasse bitten
Die SPÖ will unterdessen künftig Schadenersatz von Lkw-Fahrern verlangen, die wegen schlechter Ausrüstung steckenbleiben und - wie es nun in Niederösterreich der Fall war - damit ein Verkehrschaos auslösen.

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina kündigte eine entsprechende Initiative in der "Kronen Zeitung" (Samstag-Ausgabe) an.

"Wenn ein Hubschrauber jemanden rettet, der sich selbst in Gefahr bringt, dann ist das zu bezahlen", argumentierte er. Warum sollten also nicht auch Frächter mit schlecht ausgerüsteten Lkws "verpflichtet werden, für den von ihren Fahrern verursachten Schaden aufzukommen?"

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