5.000 Meter unter dem Meeresboden

"Tupi" katapultiert Brasilien unter die Top Ten der Erdölländer.
Durch die Entdeckung eines riesigen Erdölfeldes vor der Küste dürfte Brasilien bald zu den größten Erdölproduzenten der Welt aufschließen.

Die landesweit bekannten Rohölreserven würden sich durch eine volle Ausbeutung der Lagerstätte "Tupi" um 40 Prozent erhöhen, teilte die staatliche brasilianischen Erdölgesellschaft Petroleo Brasileiro SA, kurz Petrobras, vergangene Woche in Rio der Janeiro mit.

Acht Mrd. Barrel unter dem Meer
Das Ölfeld soll bis zu acht Mrd. Barrel (je 159 Liter) leichtes Rohöl enthalten und liegt tief unter dem Meeresboden.

Mit der Erschließung von "Tupi" würde Brasilien zum Land mit den weltweit achtgrößten Erdgas- und Rohölreserven der Welt, rechnet der Vorstandsvorsitzende von Petrobras, Sergio Gabrielli, vor. Die neuen Vorkommen noch nicht eingerechnet, liegt das Land mit geschätzten Reserven von etwa 14,4 Mrd. Barrel auf Platz 17.

Freude im ganzen Land
Durch die Förderung auf dem "Tupi"-Feld werde Brasilien künftig "irgendwo zwischen Nigeria und Venezuela liegen", so Gabrielli. Die Aktien des Erdölkonzerns schossen nach Bekanntgabe des Fundes um über 14 Prozent nach oben und notierten auf einem 52-Wochen-Hoch. Wegen schwacher Quartalszahlen sind sie mittlerweile wieder gesunken.

Auch abseits der Börsen wurde die Nachricht wegen ihrer Bedeutung für die Volkswirtschaft in ganz Brasilien begeistert aufgenommen.

Neue Perspektive nach Schuldenkrise
Das Land ist erst seit einem Jahr Nettorohölexporteur, musste bisher aber immer noch leichtes Rohöl für Raffinerieprodukte importieren. Brasilien selbst produziert hauptsächlich schweres Roh- und Erdöl, dem leichte Sorten beigemischt werden müssen.

Wenn sich alle Berechnungen betreffend die neu entdeckte Lagerstätte bewahrheiteten, "dann werden wir nicht mehr länger ein 'mittelgroßes' Exportland, das sich selbst versorgen und ein wenig ausführen kann, sein. Es wird das Land auf eine andere Stufe stellen, mit Exportkapazitäten ähnlich denen Venezuelas, arabischer Länder und anderer", so Dilma Rousseff, Leiterin des brasilianischen Präsidentenbüros.

Für ein Land, das in den 60er und 70er Jahren tief in die Schuldenkrise geschlittert war, "verändert das vieles", so Rousseff.

Kilometertief unter Wasser, Fels, Salz
Das "Tupi"-Ölfeld liegt nach Angaben von Petrobras 2.140 Meter unter der Meeresoberfläche, bedeckt von weiteren 3.000 Meter Sand und Felsen und einer weiteren 2.000 Meter dicken Salzschicht.

Probebohrungen wurden 286 Kilometer südlich von Rio de Janeiro in einer Wassertiefe von 2.166 Metern durchgeführt.

Keine Auswirkungen auf Ölpreise
Aufgrund der Tiefe der Förderstätte werde es bis zur Erschließung der Reserven möglicherweise Jahre dauern. Baldige Auswirkungen auf den Erdölpreis seien deshalb nicht zu erwarten, hieß es weiter.

Petrobras verfügt allerdings über jahrelange Erfahrung gerade in der Ausbeutung sehr tief gelegener Lagerstätten.

Laut Felipe Cunha, Analyst beim brasilianischen Broker Brascan, dürfte der Fund ein Wachstum der brasilianischen Erdölwirtschaft jedenfalls auf Jahre hinaus garantieren.

Petrobras bald unter Top Drei?
"Im besten Fall übersteigen die Reserven von Petrobras die von Shell und Chevron", zeigt sich Cunha optimistisch. Petrobras würde damit direkt zu den Erdölgiganten ExxonMobil und BP aufschließen.

Petrobras hält mit 65 Prozent die größte Beteiligung an dem Ölfeld, gefolgt von der britischen BG Group mit 25 und Petroleos e Gas de Portugal (SGPS) mit zehn Prozent.

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