Sachsens "gallisches Dorf"

Ein kleiner Ort vor den Toren Leipzigs ist durch seine bizarre Lage zur Kultstätte geworden.
Wer sich der Stadt Leipzig von Westen kommend über die A14 nähert, der darf sich hin und wieder freuen, unter den Flügeln eines Airbus oder einer Boing hindurchzurauschen. Die Besonderheit des Leipziger Flughafens ist, dass der Terminal und die moderne Start-Lande-Bahn durch eine Autobahn und eine Bahnstrecke getrennt sind. Über zwei Brücken erreichen die Flugzeuge die Startbahn bzw. den Terminal.

©Bild: Google
©Bild: Google

Freilich ist das nicht die einzige Besonderheit des Leipzig/Halle Airports, wie der Flughafen offiziell heißt. Zwischen dem Terminal und der östlichen Anfahrt hat sich ein kleines sächsisches Dorf erhalten. Oder anders gesagt: Das Dorf ist vom Airport Leipzig schlimmer umzingelt als das berühmte "kleine gallische Dorf" von den Römern. Kursdorf heißt der Ort, in dem immer noch 70 Bewohner dem Flug- und ICE-Lärm von nebenan trotzen.

Sonderbarer Kultstatus
Mittlerweile ist Kursdorf ein Kultort, denn immer wieder schauen Journalisten und Kamerateams vorbei, um eine Reportage vom Dorfleben innerhalb des Flughafens zu machen.

Früher hatte Kursdorf 300 Einwohner. Und als man 1927 den kleinen Flughafen Leipzig baute, lag Kursdorf nur direkt neben dem Flughafen. Verwaltungstechnisch gehört Kursdorf zum Ort Schkeuditz, der praktisch südlich direkt an den Flughafenzaun angrenzt, mittlerweile aber nur noch recht kompliziert zu erreichen ist. Denn: Rund um Kursdorf ist Flughafengelände.

Komplizierte Verkehrswege
Nun ist Kursdorf nur noch über die Verbindungsstrecke von der Autobahn zum Flughafen zu erreichen. Wer in den drei Kilometer nördlich gelegenen Ort Gleisen fahren will, der muss einen Umweg von gut 13 Kilometer in Kauf nehmen.

An den Vorgärten rollen manchmal riesige Personen-Jets vorbei. Die Bewohner des Dorfes berichten allerdings davon, dass der ICE, dessen Strecke nördlich von Kursdorf vorbeigeht, deutlich mehr Lärm verursache.

Stirb Kursdorf aus?
Die Bevölkerung von Kursdorf scheint zu überaltern. Es bleiben die Alteingesessen über. Der Flughafen, der mittlerweile 2,4 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigt, habe eigentlich keinen Platzbedarf, sagte der Leipziger Flughafensprecher jüngst gegenüber der "Süddeutschen Zeitung": "Aber natürlich sind wir Ansprechpartner, wenn jemand verkaufen will."

Ob die letzten Kursdorfer wegziehen, beantwortet eine Website zum Ort so: "Die Einwohner trotzten dem 30-jährigen Krieg, zwei Weltkriegen und vielem mehr."

Links: