Molterer erklärt die Spielregeln

Der ÖVP-Chef will Eltern vertraglich zu mehr Mitarbeit verpflichten.
Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) will das "massive Informationsdefizit" bei der Schulreform beseitigen und hat zu diesem Zweck Österreichs Lehrern in einem Brief die Eckpunkte der neuen Schulreform mitgeteilt, auf die sich SPÖ und ÖVP geeinigt haben.

In dem Brief bedankt sich Molterer ausführlich für die Leistungen der Lehrer. In einem Interview erklärt er die Spielregeln der Reform: Unter anderem will der ÖVP-Chef Eltern vertraglich zu mehr Mitarbeit verpflichten.

"Geänderte Lebensumstände"
Der Vizekanzler zeigt in dem Schreiben viel Verständnis für die Probleme der Lehrer mit den "geänderten Lebensumständen" - etwa wenn Kinder und Jugendliche in der Schule oder auf dem Schulweg bedroht oder sogar verletzt werden.

"Ich bitte Sie alle, hinzuschauen und zu handeln", appellierte der ÖVP-Chef an die Pädagogen und versprach, "alles zu unternehmen, um einer derartigen Entwicklung entgegenzuwirken".

"Massives Informationsdefizit"
Und er beteuerte, er wolle, "dass Ihre Leistungen (...) die entsprechende Anerkennung in der Öffentlichkeit und vor allem auch in der Politik erfahren".

"Es herrscht ein massives Informationsdefizit. Keiner kann erklären, was die Neue Mittelschule ist", begründet Molterer im "Kurier"-Interview seinen Schritt, mit dem er die Rolle der Lehrer in der Gesellschaft aufzeigen will.

Was im Eltern-Lehrer-Vertrag stehen soll
Molterer wünscht sich eine Art Eltern-Lehrer-Vertrag an allen Schulen, der für die Beteiligten bindend ist.

Dieser soll "die Eltern in die Pflicht nehmen", damit ihr Kind pünktlich zum Unterricht kommt, damit es seine Hausaufgaben macht und immer alle Gegenstände mitbringt, die es für den jeweiligen Schultag benötigt.

"Das ist nicht überall selbstverständlich", klagt der ÖVP-Chef. Im Gegenzug müsse sich die Schule dazu verpflichten, Bildungsstandards zu erreichen.

Unterzeichnung bei Schuleinschreibung
Der konkrete Inhalt solcher Verträge soll zwischen den Schulpartnern diskutiert werden. Eine Möglichkeit wäre, dass Eltern bei der Schuleinschreibung ihres Kindes einen solchen Vertrag unterschreiben, berichtet der "Kurier" weiter.

"Immer mehr Aggression"
Molterer wünscht sich außerdem eine Reform der Lehrerausbildung. "Bei Lehramtsstudenten auf der Uni überwiegt das Fachliche. Pädagogik und Didaktik brauchen mehr Raum."

Ein Problem sei auch die zunehmende Aggression unter Schülern. In seinem Brief an die Lehrer schreibt der ÖVP-Chef: "Immer häufiger gibt es Schüler, die das Zusammenleben an der Schule schwieriger machen."

"Kein zusätzliches Geld"
Von der Gesamtschule der Zehn- bis 14-Jährigen hält Molterer nach wie vor nicht viel. Sollte die Evaluierung der Versuche aber ergeben, dass sich eines der neuen Modelle bewährt hat, dann könne man dieses flächendeckend anbieten - aber immer nur neben Gymnasium und Hauptschule. Molterer will keine "Einheitsschule".

Zusätzliches Geld für die "Neue Mittelschule" soll es vom Finanzminister nicht geben. "Ministerin Schmied (Claudia, SPÖ, Anm.) hat mit mir ein Budget verhandelt, damit ist wie bei allen Ministerien auszukommen."

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