Zuletzt wurde am Freitag bekannt, dass bereits im Juli Ärzte der Innsbrucker Kinderklinik bei Luca Verletzungen diagnostiziert hatten, die "den dringenden Verdacht auf Kindesmisshandlung" gezeigt hätten.
Jugendamt verständigt
Wie es in einer Stellungnahme der Universitätsklinik Innsbruck am Freitagnachmittag hieß, sei das Kind am 11. Juli aus Mödling ins Department für Kinder- und Jugendheilkunde Innsbruck eingeliefert worden. Das Kleinkind habe Hämatome am linken Gesäß, an beiden Wangen, am linken Ohr sowie am rechten Oberarm aufgewiesen.
Laboruntersuchungen hätten keine Gerinnungsstörung ergeben, auch die Röntgenaufnahmen hätten keine Auffälligkeiten gezeigt. Obwohl der Verletzungsgrad nicht als sehr schwer einzustufen gewesen sei, habe das Verletzungsmuster "den dringenden Verdacht auf Kindesmisshandlung" ergeben.
Die behandelnden Ärzte hätten die Kinderschutzgruppe des Krankenhauses informiert, die wiederum das Jugendamt Schwaz verständigt habe. Vom dortigen Jugendamt war schließlich entschieden worden, dass der Bub unter bestimmten Auflagen bei der Mutter bleiben könne, worauf Luca am 18. Juli "in gutem Allgemeinzustand" in häusliche Pflege entlassen wurde - mehr dazu in tirol.ORF.at.
Auch Mödlinger Arzt schlug Alarm
Eindeutige Anzeichen für Misshandlungen hatte bereits jener Kinderarzt in Mödling festgestellt, der das Kleinkind im Krankenhaus Mödling behandelte, wie der "Kurier" in seiner Freitag-Ausgabe berichtete. Daraufhin sei umgehend die Jugendwohlfahrt der Bezirkshauptmannschaft Mödling informiert worden.
Nachdem der Bub im Spital stationär behandelt worden war, sprach sich Erwin Hauser, Vorstand der Kinderabteilung, bei der Bezirkshauptmannschaft in Mödling zudem für ein Ausfolgeverbot aus.
Die Mutter des Buben habe vorgeschlagen, gemeinsam mit ihrem Kind in die Uniklinik nach Innsbruck zu fahren. "Deshalb hat sich unsere Behörde dazu entschlossen, das Ausfolgeverbot nicht zu genehmigen", sagte der Behördenchef Hannes Nistl laut "Kurier" - mehr dazu in noe.ORF.at.
"Engmaschigere Kontrollen"
Am 3. Oktober sei Luca dann mit einem Unterarmbruch sowie einem Bluterguss am Kopf erneut am Department für Kinder- und Jugendheilkunde Innsbruck aufgenommen worden. Eine von der Kinderklinik eingeleitete gerichtsmedizinische Untersuchung habe keine eindeutigen Beweise für eine weitere Gewalteinwirkung ergeben.
Dennoch sei der Fall wiederum von der Kinderschutzgruppe mit dem Jugendamt Schwaz besprochen worden. Dieses habe entschieden, "künftig engmaschige Kontrollen durchzuführen", wie es in der Stellungnahme hieß.
Vater erhob schwere Vorwürfe
Schwere Vorwürfe an der Vorgangsweise der Behörde äußerte nach Lucas Tod dessen leiblicher Vater. Demnach habe es für das Jugendamt genügend Anhaltspunkte gegeben, und man hätte viel härter durchgreifen müssen, so Bernard Haaser im Gespräch mit dem ORF.
Die Jugendwohlfahrten in Tirol und Niederösterreich wiesen die Anschuldigungen zurück. So sei das Kind regelmäßig vom Kinderfacharzt und Ärzten untersucht worden, wobei ein unbedenklicher Gesundheitszustand festgestellt worden sei, verlautete etwa von der Abteilung Jugendwohlfahrt des Landes Tirol - mehr dazu in tirol.ORF.at.
Aus Niederösterreich hieß es, der Mutter seien strenge Kontrollauflagen erteilt worden. Obwohl die Behörden von dem Fall wussten, bleibt somit fraglich, ob er zu verhindern gewesen wäre, so Reinfried Gänger, Leiter der Jugendwohlfahrtbehörde Niederösterreich - mehr dazu in noe.ORF.at.
Freund von Mutter als Hauptverdächtiger
Luca war am Samstag vergangener Woche im Wiener SMZ Ost den Folgen eines Gehirnödems erlegen. Eine Obduktion ergab Fremdverschulden. Als Hauptverdächtiger gilt ein 23-Jähriger aus dem Bezirk Wien-Umgebung. Er ist der Freund der aus dem Tiroler Bezirk Schwaz stammenden 22 Jahre alten Kindesmutter, gegen die auch ermittelt wird.
TV-Hinweis
Der leibliche Vater von Luca ist am Sonntag um 19.15 Uhr in ORF zu Gast bei "Vera exklusiv" - mehr dazu in tv.ORF.at.