Mörder suchte 1888 London heim

Jack the Ripper ermordete fünf Prostituierte.
Wer war Jack the Ripper? Die Frage nach der Identität des Serienmörders, der vor fast 120 Jahren in Londons Eastend fünf Prostituierte tötete, ist bis heute ungeklärt.

In den Armenvierteln herrschte damals nicht nur Elend, sondern noch mehr Angst als ohnehin üblich. Denn am 31. August 1888 wurde die schrecklich zugerichtete Leiche von Mary Ann Nicholls gefunden. Weitere Verbrechen folgten.

Aufgeschlitzte Bäuche
Der Killer schnitt zuerst die Kehlen seiner Opfer, dann die Körper auf, legte Organe frei und entfernte Eingeweide. Verdächtige wurden ausgemacht, Beweise gab es keine. So blieb die Gewaltserie, die im November nach fünf Morden plötzlich endete, ungesühnt.

Immer wieder war über die Involvierung höchster gesellschaftlicher Kreise gerätselt worden. Selbst Angehörige der königlichen Familie wurden in Verbindung mit dem Fall gebracht.

Neue Verdächtige
Jack the Ripper wurde zum ersten "Star" der Boulevardpresse - und schließlich zur Legende. Regelmäßig tauchen neue Verdächtige auf. Im Vorjahr erhielt etwa das Kriminalmuseum von Scotland Yard neue, als "bedeutsam" eingestufte Hinweise, wonach es sich bei dem Mörder um den Friseur Aaron Kosminski gehandelt habe.

Memoiren des Vizepolizeichefs
Grundlage sind die Memoiren des einstigen stellvertretenden Londoner Polizeichefs Sir Robert Anderson. In dem Text mit dem Titel "The Lighter Side of My Official Life" machte er auch Andeutungen über den Mann, den er für Jack the Ripper hielt. Einen Namen nannte er nicht.

Das tat jemand anderer: 1910 erhielt Chefinspektor Donald Swanson, der einst im Ripper-Fall ermittelte, das Buch seines früheren Vorgesetzten als Geschenk. Swanson ergänzte den Text mit umfangreichen handschriftlichen Notizen auf den Seitenrändern.

"Von großer Bedeutung"
Bekannt wurden Swansons Notizen zwar schon 1981, aber damals nahm sie wohl niemand richtig ernst. Im Vorjahr schenkte Swansons Enkel Nevill Swanson dem Crime Museum das Buch des Kriminalisten. Die Einschätzung Scotland Yards hat sich seither geändert.

"Heute glauben wir, dass die Randbemerkungen von großer Bedeutung sind", sagte der Leiter des Kriminalmuseums, Steve Lovelock.

Kosminski war "irrsinnig"
Kosminski galt seinerzeit offiziell als Nummer zwei in der Rangliste der Verdächtigen. Er war, wie es in einer Polizeiakte von 1894 hieß, "aufgrund jahrelanger Selbstbefriedigung irrsinnig geworden". Einige Monate nach den Ripper-Morden wurde er in eine "Irrenanstalt" eingeliefert.

Aus Swansons Notizen geht hervor, warum der Friseur seiner Überzeugung nach nie überführt wurde: Bei einer verdeckten Gegenüberstellung sei er zwar von dem einzigen Zeugen, der je den Ripper kurz nach einem der Morde unweit des Tatortes gesehen hatte, erkannt worden. Doch der Zeuge habe das nicht eingestehen wollen.

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