Welpen hinter Gittern

"Die Häftlinge haben das Bedürfnis, etwas richtig zu machen."
Es ist wohl eine der ungewöhnlichsten Arbeiten, die man hinter Gittern verrichten kann: In sieben Gefängnissen rund um New York City bilden Sträflinge Welpen zu Dienst- und Spürhunden aus. Die verurteilten Schwerverbrecher kümmern sich rund um die Uhr um ihre Schützlinge und sollen so Verantwortungsbewusstsein lernen.

Das Programm nennt sich Puppies Behind Bars (PBB), also etwa Welpen hinter Gittern. Die jungen Hunde kommen im Alter von etwa sechs Wochen zu den Häftlingen und werden von ihnen rund eineinhalb Jahre lang erzogen.

Programm feiert Jubiläum
Das ungewöhnliche Programm feiert jetzt sein zehnjähriges Bestehen. Aus Anlass des Jubiläums ist deshalb gerade ein Fotoband mit Bildern der Welpen und ihrer inhaftierten Frauchen und Herrchen erschienen.

Während die "Häfenhunde" aus den USA international renommiert sind - unter anderem arbeiten Absolventen des Programms in Australien, Neuseeland und sogar im Sicherheitsdienst des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak -, fasst die Idee dahinter nicht so leicht Fuß.

In Österreich war ein Vorschlag zur Ausbildung von Blindenhunden durch Häftlinge vor zwei Jahren übers Diskussionsstadium nicht hinausgegangen.

Betreuung rund um die Uhr
Dabei ist das PBB-Modell inzwischen ausgereift: "Die Häftlinge haben nicht nur viel Zeit, sie haben auch das Bedürfnis, etwas richtig zu machen", erklärt PBB-Gründerin Gloria Gilbert Stoga die Grundidee des Progamms.

Die Hunde leben etwa 18 Monate mit den Häftlingen in der Zelle, werden erzogen, gefüttert und gepflegt. Die inhaftierten Hundetrainer geben den Hunden ihren Namen, machen sie stubenrein, bringen ihnen erste Befehle wie Sitz, Platz, Bleib und Komm bei. Sie müssen ihre Zeit mit den Tieren außerdem genau dokumentieren.

"Freigang" in der Großstadt
An den Wochenenden haben die Tiere "Freigang": Sie werden zu freiwilligen Hundesittern in New York City gebracht, damit sie sich abseits vom ruhigen Lernalltag hinter Gittern auch an die Einflüsse der lauten Großstadt gewöhnen können.

"Die Hunde haben einen unglaublich beruhigenden Effekt auf die Frauen und eine unglaubliche vermenschlichende Wirkung auf die Gefängnisgemeinschaft im Ganzen", zitiert die "New York Times" den Direktor eines der beteiligten Frauengefängnisse. "Die Hunde zu erziehen ist außerdem sehr viel Arbeit, und die anderen Häftlinge sehen das. Es geht hier nicht nur ums Kuscheln mit den Welpen."

Lange Haftstrafen
Etliche der Häftlinge sind wegen Mordes oder Totschlags zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, doch bevor sie vom PBB-Programm akzeptiert werden, müssen sie sich durch besonders gute Führung ausgezeichnet haben.

Dann werden erst einmal die zukünftigen Trainer ausgebildet. Erst nach einer rigorosen Ausbildung dürfen sie ihren ersten Welpen in Empfang nehmen.

Der Abschiedsschmerz kommt bestimmt
Für viele ist es das erste Tier, das sie seit Jahren zu sehen bekommen - und sie werden von Anfang an darauf vorbereitet, dass sie sich von ihrem liebgewonnenen Freund auch wieder trennen müssen. Nach der Grunderziehung hinter Gittern folgt die Spezialausbildung zu Blindenführ-, Sprengstoff- oder Assistenzhunden.

Sein Welpe werde "einmal etwa vollbringen, jemanden glücklich machen, und ich werde Teil davon sein", sagte ein Häftling dem US-Sender ABC - eine Argumentation, mit der viele dem Abschiedsschmerz vorbeugen.

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