Schon bald über 100 Dollar?

Ölpreis, Euro und Gold nach US-Leitzinssenkung auf neuem Rekordhoch.
Der Ölpreis hat am Donnerstag erstmals die Marke von 96 Dollar pro Barrel (159 Liter) übersprungen. Ein Fass US-Leichtöl wurde an der Handelsbörse Singapur für 96,24 Dollar gehandelt.

Preistreibend wirkten Berichte über deutlich gesunkene Öl-Lagerbestände in den USA, die US-Leitzinssenkung auf 4,5 Prozent sowie die angespannte politische Lage im Nahen Osten.

Auch in New York erreichte der Ölpreis nach der Senkung der Leitzinsen mit 94,53 Dollar ein neues Allzeithoch. Der Preis lag damit vier Dollar über dem Schlusswert des Vortags. In London erreichte der Preis für die Sorte Brent mit 90,94 Dollar ebenfalls einen neuen Rekord.

50-Dollar-Grenze fiel erst vor drei Jahren
Erst vor drei Jahren war das Barrel Öl erstmals zu mehr als 50 Dollar gehandelt worden. Nach Einschätzung von Experten wird es nun nicht mehr lange dauern, bis der Ölpreis auch die 100-Dollar-Marke überspringt.

Dann wäre Rohöl auch unter Berücksichtigung der Inflation so teuer wie noch nie zuvor. Jene 38 Dollar, für die das Barrel Öl während des zweiten "Ölpreisschocks" im Jahr 1980 gehandelt wurde, entsprechen nach heutigen Preisen 96 bis 101 Dollar.

Anzeichen für baldige Rezession?
Die Zinsentscheidung der US-Notenbank vom Mittwoch sorgte auch beim Euro, der zeitweise über 1,45 Dollar kostete, für ein Allzeithoch, während der Goldpreis über die seit 1980 nicht mehr erreichte 800-Dollar-Marke pro Feinunze kletterte.

Experten sehen in diesen Entwicklungen deutliche Anzeichen für eine baldige Rezession.

Skeptische Fed-Prognose
Eine skeptische Konjunkturprognose gab auch die US-Notenbank Fed in ihrer Erklärung zur Leitzinssenkung. Demnach werde sich das Tempo der wirtschaftlichen Expansion in nächster Zeit wahrscheinlich verlangsamen, hieß es.

Die Fed zeigte sich besorgt, dass der Einbruch auf dem Immobilienmarkt auf andere Wirtschaftssektoren übergreifen könnte. Die neuerliche Zinssenkung solle helfen, "nachteiligen Auswirkungen auf die weitere Wirtschaft zuvorzukommen, die andernfalls aus den Störungen auf den Finanzmärkten entstehen könnten".

Ziel sei es, ein "moderates Wachstum" zu fördern. Der Druck auf die Finanzmärkte habe sich zwar verringert, doch bestehe er weiter.

Verweis auf Wirtschaftswachstum
Zinssenkungen gelten als konjunkturfördernd, weil sie die Geldbeschaffung billiger machen. Ein rascherer Geldfluss dürfte die Schwierigkeiten bei der Kreditfinanzierung lockern, die durch die Krise auf dem US-Hypothekenmarkt entstanden ist.

Viele Banken und Fonds hatten sich mit Hypothekenkrediten von US-Hausbesitzern mit schwacher Bonität verspekuliert, weshalb sich die Banken untereinander aus Angst vor möglichen Pleiten weniger Geld leihen.

Die Fed verwies darauf, dass die Wirtschaft in den USA trotz der Belastung durch die Immobilienkrise im dritten Quartal kräftig gewachsen ist. Zuvor hatte das Wirtschaftsministerium in Washington mitgeteilt, dass das Bruttoinlandsprodukt von Juli bis September ein Plus von 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet habe. Es war der kräftigste Zuwachs seit dem ersten Quartal 2006. Im zweiten Quartal 2007 war das Plus bei 3,8 Prozent gelegen.

Immobiliensektor mit drastischen Einbußen
Die meisten Sektoren der US-Wirtschaft vermeldeten Zuwächse. Die große Ausnahme war der Immobiliensektor, der im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 20,1 Prozent verlor. Ohne diese Krise wäre das BIP-Wachstum um einen Prozentpunkt stärker ausgefallen.

Einen deutlichen Zuwachs verzeichneten die Konsumausgaben: Sie stiegen mit 3,0 Prozent stärker als im Vorquartal, als nur 1,4 Prozent erreicht wurden. Die Exporte der US-Wirtschaft legten um 16,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Sie profitierten von der Schwäche des Dollar.

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