Nachdem bereits mehrere Länder wie Russland, Kanada und Dänemark um die Arktis rittern, hat damit nun auch der Streit um den Südpol und vor allem seine Bodenschätze begonnen. Die Briten stellen sich damit auch gegen den 1959 unterzeichneten Antarktisvertrag, mit dem alle bestehenden Souveränitätsansprüche eingefroren wurden - gerade um territoriale Streitigkeiten zu unterbinden.
Neuer Konflikt mit Argentinien?
Auf rund 80 Prozent der Antarktis haben sieben Staaten völkerrechtlich nicht anerkannte und teilweise überlappende Ansprüche geltend gemacht: Australien, Argentinien, Chile, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland und Norwegen. Das von den Briten bereits erstmals 1908 beanspruchte Gebiet überlappt sich dabei mit den Ansprüchen von Argentinien und Chile.
Neue Konflikte scheinen programmiert. Erst im September hatte die britische Regierung zudem auch ein großes, rohstoffreiches Gebiet um die Falklandinseln im Südatlantik beansprucht und damit den Streit mit Argentinien 25 Jahre nach dem Falklandkrieg neu geschürt.
Vertrag verbietet Abbau von Rohstoffen
Das britische Außenministerium bestätigte gegenüber dem "Guardian", dass die Daten für einen Antrag an die UNO gerade gesammelt und ausgearbeitet würden. Demnach will man Bohrrechte für Erdöl und -gas bis zu 350 Meilen (etwa 560 Kilometer) von der Küste entfernt.
Damit brechen die Briten auch noch ein zweites Tabu: 1998 trat ein Umweltschutzprotokoll in Kraft, in dem die Antarktis als ein "dem Frieden und der Wissenschaft gewidmetes Naturreservat" charakterisiert ist. Das Protokoll untersagt für mindestens 50 Jahre Bergbau und Ölbohrungen im Südpolargebiet. Großbritannien hatte sich schon im Vorfeld gegen das jahrelang verhandelte Abkommen gewehrt.
Bohrungen noch gar nicht möglich
Große Teile des jetzt beanspruchten Seegebiets sind derzeit rein technisch noch nicht für einen kommerziellen Abbau von Bodenschätzen geeignet - zu tief ist der Ozean.
Die Briten setzen einerseits auf den technischen Fortschritt und andererseits auf den Klimawandel. Mit der beschleunigten Schmelze der Polkappen wird der Zugang zu den vermuteten Öl- und Gasvorkommen immer leichter.
Fünf Gebiet beansprucht
Neben dem Gebiet um die Falklandinseln und die Antarktis haben die Briten bereits Seegebiete rund um die Insel Südgeorgien und die tropische Insel Ascension nahe St. Helena und den winzigen Felsen Rockall im Nordostatlantik beansprucht. Diese fünf Ansprüche wolle man durchsetzen, heißt es aus dem britischen Außenministerium. Sie würden die geologischen Bedingungen erfüllen.
Die Gebietshoheit eines Landes endet laut den internationalen Verträgen 230 Meilen vor der Küste, darum beruft sich London auf Artikel 76 der UNO-Konvention. Demnach ist es möglich, dass diese Zone ausgedehnt wird, wenn ein Land die anderen Vertragsteilnehmer überzeugen kann, dass es eine "natürliche Verlängerung" seines Festlandsockels bis eben zu jenem Gebiet gibt. Streit nicht nur unter Experten ist programmiert.
Umweltfolgen nicht absehbar
Vollkommen unabsehbar sind die Umweltfolgen, sollte der Rohstoffabbau am und um den Südpol freigegeben werden. Die Antarktis gilt als einer der letzten unberührten Flecken Wildnis der Erde. Ihre Eismassen beinhalten 70 bis 80 Prozent der Süßwasservorräte der Erde. Eine Verschmutzung - und die scheint bei Rohstoffbau unvermeidlich - hätte wohl äußerst schlimme Folgen.
Und selbst eine Ölförderung in den Küstenregionen davor wäre für Umweltschützer eine Katastrophe - ganz abgesehen, dass niemand genau weiß, was einen in der Tiefe erwartet. "Wir haben vom Mond genauere Pläne als von der Tiefsee", sagt etwa Greenpeace-Meeresexpertin Karen Sack. Sie hofft, dass sich die Staaten weiterhin an die Abkommen halten und die Antarktis unberührt bleibt.
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