Versteckte Trainingscamps in den Bergen

300 Beamte nahmen 17 Verdächtige in ganz Neuseeland fest.
Eine großangelegte Anti-Terror-Aktion sorgt für Wirbel in Neuseeland. Rund 300 Beamte der neuseeländischen Polizei und einer geheimen Spezialeinheit haben am Montag bei einer landesweiten Operation 17 Verdächtige festgenommen sowie zahlreiche Waffen und selbst gebaute Bomben beschlagnahmt.

Die Festgenommenen waren nach Polizeiangaben allesamt Einheimische. Darunter waren Umweltschützer, politische Aktivisten und Vertreter der Ureinwohner Neuseelands, der Maori. Die Razzia soll eingeleitet worden sein, nachdem bekannt geworden war, dass die Gruppe eine selbst gebastelte Napalm-Bombe gezündet hatte.

"Einsätze im Militärstil"
Ziel der Razzien waren laut Medienberichten unter anderem Trainingscamps einer bewaffneten paramilitärischen Gruppe in einem abgelegenen Gebiet der Bay of Plenty, einer Region auf der Nordinsel.

In den Lagern seien Mitglieder für den bewaffneten Kampf ausgebildet worden. Die Teilnehmer der Kurse hätten mit scharfen Waffen in den Urewera-Bergen "Einsätze im Militärstil" geübt.

Geheime Behörde involviert
Offenbar hat eine nach 9/11 eingerichtete, streng geheime Sicherheitsbehörde die Gruppe seit 2006 beobachtet und die Aktion mit Abhörmaßnahmen und Videoüberwachungen vorbereitet.

Es handelte sich um die erste Aktion im Rahmen einer ebenfalls nach den 9/11-Anschlägen verabschiedeten Anti-Terror-Gesetzgebung aus dem Jahr 2002.

Clarks Sicherheit gefährdet?
Die involvierte Sicherheitsbehörde ist direkt Premierministerin Helen Clark unterstellt. Laut einem Bericht des Fernsehsenders TV One habe es "eine Bedrohung der Sicherheit Clarks" gegeben.

Eine Sprecherin der Premierministerin wollte dazu keinen Kommentar abgeben. Clark selbst sagte, sie habe in ihrem Umfeld keine verstärkten Sicherheitsmaßnahmen bemerkt.

Keine internationalen Verbindungen
Die mutmaßlichen Terroristen hätten nach ersten Erkenntnissen keine internationalen Verbindungen, sagte Polizeichef Howard Broad vor Journalisten.

Er betonte, die Festgenommenen gehörten verschiedenen Volksgruppen an und hätten unterschiedliche Motive für ihre Teilnahme an den paramilitärischen Camps gehabt.

"Im Schlaf überrascht"
Unter den Verhafteten ist auch Tame Iti, ein prominenter Vertreter der Maori, der für die Unabhängigkeit von Neuseeland kämpft.

Iti streitet die Vorwürfe nachdrücklich ab. Sein Anwalt Louis Te Kani sagte der "Sunday Star Times", sein Klient sei um 4.00 Uhr im Schlaf von den Beamten überrascht worden. "Er hörte draußen Geräusche, und dann forderte ihn die Polizei auf, das Haus zu verlassen."

Polizeichef warnt vor Vorverurteilung
Der Einsatz dürfte noch ein längeres Nachspiel haben. Polizeichef Broad forderte die Neuseeländer auf, nicht zu "vorschnellen Schlussfolgerungen" zu gelangen. Man werde die Beweise sehr genau untersuchen müssen, bevor klar sei, ob die Festgenommenen tatsächlich nach dem neuen Terrorgesetz angeklagt werden könnten.

Die Anwältin Annette Sykes, die einige der übrigen Festgenommenen vertritt, sagte, die Razzien seien völlig übertrieben und Eingriffe "wie aus dem letzten Jahrhundert" in die Privatsphäre und in Wohnungen gewesen.

Im Mai in Wien
Tame Iti ist international bekannt: Im Mai trat er als Teil der neuseeländischen Theatertruppe MAU bei den Wiener Festwochen auf und brachte eine Maori-Adaption von Shakespeares "Tempest" auf die Bühne. Pikanterweise ging es darin um den schleichenden Entzug von Bürgerrechten wegen der Terrorangst.

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