Alles, nur kein Tempel

Die Geschichte der Akropolis lässt es wie ein Wunder erscheinen, dass sie überhaupt noch existiert.
Der Zustand der Akropolis ist beklagenswert. Luftverschmutzung und lange Zeit sorglose touristische Nutzung haben den Monumenten schwerste Schäden zugefügt. Die Geschichte der Akropolis lässt es wie ein Wunder erscheinen, dass sie überhaupt noch existiert.

Seit den 70ern werden die Bauten der antiken Stätte restauriert. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Bis mindestens 2020 wird auf der Akropolis gearbeitet, doch viele Architekten und Archäologen meinen, dass die Restaurierung praktisch nie enden werde.

Niedergerissen, aufgebaut
Eigentlich ist das angesichts der Baugeschichte kein Wunder. Der Nike-Tempel wurde zum Beispiel bereits dreimal komplett abgerissen, das erste Mal von den Osmanen, die 1458 auf der Burg von Athen einzogen. Im Kampf gegen die Venezianer wurde der Tempel 1686 abgerissen und stattdessen an dem Ort eine Geschützstellung aufgebaut.

Nach der Befreiung Athens von den Osmanen wurden die Teile des Tempels 1835 bei einer Ausgrabung wiederentdeckt. Innerhalb von sieben Jahren wurde der Nike-Tempel - oder was davon übrig geblieben war - wieder aufgebaut.

Im 20. Jahrhundert wurde der Nike-Tempel wegen Problemen mit den Fundamenten erneut abgerissen und an etwas versetzter Stelle neu errichtet. Nach der Sicherung der Fundamente befindet er sich derzeit im Wiederaufbau.

Unsanft behandelt
Nicht nur der Nike-Tempel, auch die anderen Baudenkmäler der Akropolis wurden über die Jahrhunderte alles andere als sanft behandelt. Allein der Parthenon war die längste Zeit seiner Existenz alles Mögliche - nur kein Tempel.

Parthenon als Pulverlager
Im sechsten Jahrhundert wurde der Parthenon kurzerhand zu einer christlichen Basilika umgebaut, im zwölften Jahrhundert wurde er wieder zum Sitz der fränkischen Herzöge von Athen. Die Osmanen machten aus dem Tempel schließlich ein Pulverlager.

Die zahlreichen Umbauten überstand das Bauwerk relativ unbeschadet - vor allem im Vergleich mit der Explosion 1687, als das Pulvermagazin im Parthenon durch den Beschuss venezianischer Truppen in Flammen aufging.

Tempel-Recycling
Das berühmte Parthenon-Fries ging erst relativ spät verloren - an den Engländer Lord Elgin, der das Kunstwerk unter ungeklärten Umständen in seinen Besitz und nach London brachte. Seit vielen Jahren kämpft Griechenland um die Rückgabe des Parthenon-Frieses.

Raubbau und Zerstörung sind indes das einzig konstante Motiv in der Geschichte der Athener Burg. Was man heute als Akropolis kennt, ist eigentlich selbst ein Neubau. Das "Original" wurde 480 vor Christus von den Persern zerstört. 13 Jahre später begann man mit dem Bau einer neuen Akropolis - mit dem Bauschutt der alten.

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