Zuvor hatte Kerner fast 50 Minuten lang die 48-Jährige immer wieder gefragt, ob sie ihre in die Kritik geratenen Äußerungen zu den familiären Werten im Nationalsozialismus heute so wiederholen würde.
"Aus dem Zusammenhang gerissen"
Herman beklagte sich ihrerseits darüber, dass ihr Zitat aus dem Zusammenhang gerissen worden sei und die Journalisten erst zwei Tage nach ihrer umstrittenen Äußerung zum Thema Frauen, Familie und Nationalsozialismus ihre Sätze skandalisiert hätten.
Herman hatte Anfang September bei der Vorstellung ihres Buches "Das Prinzip Arche Noah. Warum wir die Familie retten müssen" über familiäre Werte und Nationalsozialismus gesprochen. Familiäre Grundwerte seien in der Nazizeit "instrumentalisiert und für verwerfliche politische und gesellschaftliche Zwecke missbraucht worden".
Der Entnazifizierung durch die 68er als Folgereaktion sei auch die Wertschätzung für die Familie weitgehend zum Opfer gefallen.
Die umstrittenen Sätze
"Wir müssen den Familien Entlastungen und nicht nur Belastungen zumuten und müssen auch eine Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. Wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland wieder wertschätzen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde", hatte Herman damals wörtlich gesagt. Dieses Zitat wurde als Audio in der Sendung eingespielt.
Familienwerte und Autobahnen
Wenn man nicht über Familienwerte der Nazis reden dürfe, könne man auch nicht über die Autobahnen sprechen, die damals gebaut wurden, sagte Herman später.
Einen Grund, ihre Äußerung von der Pressekonferenz zurückzunehmen, sah Herman in der Sendung nicht. Sie habe den Eindruck, dass über jemandem, der sich für Werte einsetze, sofort "die rechte Keule geschwungen wird".
Gefragt, ob sie ihre Äußerungen wieder machen würde, sagte Herman, dass sie lernen müsse, dass "man nicht mehr über den Verlauf der deutschen Geschichte reden kann, ohne in Gefahr zu geraten".
Wenige Minuten später sagte Kerner: "Ich entscheide mich für die anderen drei Gäste und verabschiede mich von Eva Herman."
Unmut der Gäste
Die drei weiteren Gesprächspartner, Schauspielerin Senta Berger, Ex-Talkmasterin Margarethe Schreinemakers und der Komiker Mario Barth, hatten zuvor Unmut über den Verlauf des Gesprächs zwischen Kerner und Herman geäußert. Es sei müßig, über ein Buch zu reden, das die anderen Gesprächspartner nicht gelesen hätten, sagte Berger.
"Ich wollte wissen, was Eva Herman wirklich denkt", sagte Kerner nach der Aufzeichnung der Sendung der "Bild"-Zeitung (Mittwoch). "Als ich gemerkt habe, dass sie ihre missverständlichen Äußerungen nicht aufklären kann, habe ich sie freundlich verabschiedet."
"Gerät mit Terminologie in problematische Ecke"
Der Historiker Wolfgang Wippermann, der als Experte in die Sendung geladen war, sagte zu "Bild": "Als sie (Herman) plötzlich über Autobahnen bei Hitler sprach, war das Gejohle im Publikum groß. Dabei gerät sie mit ihrer Terminologie in eine problematische Ecke."
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwoch) berichtete unterdessen, dass Herman Klage beim Amtsgericht Hamburg gegen ihre Kündigung durch den Norddeutschen Rundfunk (NDR) eingereicht haben soll. Der Sender hatte die Zusammenarbeit mit der Moderatorin nach ihren missverständlichen Äußerungen beendet.
Bis dahin hatte sie dort unter anderem die Talkshow "Herman und Tietjen" moderiert. "Wir sehen Frau Hermans Klage auf Fortbestand des Beschäftigungsverhältnisses sehr gelassen entgegen", hieß es der Zeitung zufolge beim NDR.
Herman selbst ist zum vierten Mal verheiratet und hat einen Sohn.
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