"Verschleiern nicht im Mittelpunkt"

Lange sollen die Decknamen nicht gehalten haben.
Der frühere Leiter der Bilanzabteilung der BAWAG, Robert Schatzer, ist am Dienstag im BAWAG-Prozess stundenlang im Zeugenstand befragt worden.

Schatzer war in die "Bilanzrunde" der Bank eingebunden, wo die verlustreichen Sondergeschäfte mit Wolfgang Flöttl unter höchster Geheimhaltung behandelt wurden.

Im Fokus sei das Abarbeiten der Verluste aus den Flöttl-Geschäften gestanden, "nicht das Verschleiern", betonte Schatzer: "Wir wollten diese Bank retten, wir haben alle das Menschenmögliche beigetragen."

"Filiale Klagenfurt" in Dublin
Bei Telefonaten mit dem früheren Leiter des BAWAG-Treasury, Thomas Hackl, habe man Decknamen verwenden sollen, hielt Richterin Claudia Bandion-Ortner dem Zeugen aus einem Protokoll vor.

So sollte die BAWAG-Tochter BAWAG International Finance (BIF) in Dublin, über die BAWAG-Gelder in die Karibik zu Flöttl flossen, als "Filiale Klagenfurt" bezeichnet werden, der Wirtschaftsprüfer als "Mitarbeiter Meier" und der Fonds Liquid Opportunity Plus (LOP), wo die wertlosen Uni-Bonds aus den Flöttl-Geschäften geparkt waren, nur als "Fonds".

Angst vor Abhörung
In der Bank habe man damals befürchtet, dass der vierte Stock in der Zentrale, wo der Aufsichtsrat und die Bilanzrunde tagten, abgehört werde.

Lange wurde diese Direktive zur Verwendung der Decknamen laut Schatzer aber nicht aufrechterhalten. "Es ist mir nicht in Erinnerung, dass dies das nächste Protokoll überdauert hat", sagte der Zeuge.

Zwettler beruhigte
Er selber habe von den Problemen bei den Flöttl-Geschäften erstmals gegen Jahresende 1998 erfahren. Damals sei er vom für Bilanzen zuständigen Vorstandsmitglied Johann Zwettler informiert worden, dass ein Kreditengagement "dubios" geworden sei, also notleidend.

Zwettler habe ihm aber auch gesagt, dass dafür Sicherheiten vorlägen, die weit über das Kreditengagement hinausgingen. Der Name "Dr. Flöttl" sei damals schon gefallen.

"Manchmal besser, etwas nicht zu wissen"
Wegen der hohen Sicherheiten sei der Kredit nicht in der Bilanz wertberichtigt worden, sagte Schatzer. Das habe ihm Zwettler so erklärt.

Die Sicherheiten hätten aus Immobilien, Bildern und Wertpapieren bestanden, eine detaillierte Aufstellung darüber habe er aber nicht gesehen. "Hätte Sie das interessiert?", fragte die Richterin nach. "Manchmal ist es besser, etwas nicht zu wissen", sagte Schatzer.

"Elsner schickte uns nach Paris"
Nach den Verlusten der BAWAG mit Flöttl sei es am 11. November 1999 zu einem Treffen mit dem Investmentbanker in Paris gekommen, schilderte Schatzer.

Der damalige BAWAG-Vorstand Zwettler, Generalsekretär Peter Nakowitz und er seien von Generaldirektor Helmut Elsner beauftragt worden, nach Paris zu fahren.

"Flöttl hatte schlechtes Gewissen"
"Flöttl hat auf mich den Eindruck gemacht, dass er ein schlechtes Gewissen hatte", erinnerte sich Schatzer. Flöttl hatte zu diesem Zeitpunkt zusätzlich zum ersten großen Totalverlust von 640 Mio. Dollar (rund 450 Mio. Euro) aus dem Herbst 1998 noch weitere Verluste verursacht.

Flöttl pries Alamouti an
In Paris habe Flöttl der BAWAG angeboten, Kontakt mit dem Investmentbanker Kaveh Alamouti herzustellen, "weil wir keinen Kontakt zu Investmentbankern hatten", so Schatzer. "Er hat uns in den schönsten Farben geschildert, wie erfolgreich Alamouti agiert."

Damals seien die Uni-Bonds entstanden: Die Neuinvestments der BAWAG sollten laut Flöttl in sieben verschiedenen Gesellschaften mit sieben verschiedenen Investmentstrategien veranlagt werden. Das Management der Gelder sollte Alamouti, ein Investmentspezialist in London, durchführen.

"Flöttl kam mir vor wie EDV-Vertreter"
Dass letztlich alles Geld wieder zu Flöttl kam, habe man bei dem Treffen damals "definitiv nicht gewusst", schilderte Schatzer. Flöttl habe Alamouti "blendend" geschildert, erinnerte sich der Zeuge, "ein doppeldeutiges Wort", wie er gleich darauf bemerkte.

"Flöttl ist mir fast vorgekommen wie ein EDV-Vertreter, der sein Produkt an den Mann bringt." Dabei sei für ihn immer klar gewesen, dass das neu investierte BAWAG-Geld an Alamouti gehen sollte und keinesfalls an Flöttl. "Alles andere, nur nicht dorthin", betonte Schatzer.

Alamouti hatte keine Lizenz
Alamouti hätte auch Meldungen über den Erfolg der Investments an die BAWAG erstellen sollen. Dass Alamouti mangels Lizenz nie in die Vermögensverwaltung der BAWAG-Gelder eingebunden war, habe er nicht gewusst, sagte Schatzer.

Die Uni-Bonds wurden von Flöttl gemanagt, die BAWAG verlor damit im Jahr 2000 über 400 Mio. Euro, weil Flöttl das Geld wieder auf eine Karte setzte und fast alles verlor.

"So ein Scheiß"
Über die Verluste im Jahr 1998 habe er mit Nakowitz und Bankvorstand Christian Büttner gesprochen, sagte Schatzer. Zwischenzeitlich hätten auch die damaligen Bankvorstände Hubert Kreuch und Josef Schwarzecker bei informellen Gesprächen "nicht ganz aktenreife Nebenbemerkungen" über das Engagement der Bank mit Flöttl gemacht.

Welche Bemerkungen das denn waren, wollte die Richterin wissen. "So ein Scheiß", erinnerte sich der Zeuge an die Unmutsäußerungen.

"Spielräume bei Bilanz ausgenutzt"
"Bilanzmanipulationen" im Jahr 1999 schloss Schatzer aus. Er könne sich aber erinnern, dass man bei der Erstellung der Bilanz "Spielräume" ausgenutzt habe.

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