Der ORF zeigt dazu am Dienstag einen dreiteiligen Themenabend mit der Spielfilm-Dokumentation "Franz Fuchs - Ein Patriot" mit Karl Markovics in der Hauptrolle, die Dokumentation "Der Fall Briefbomben - Die offenen Fragen" und einem runden Tisch zum Thema.
Hasstiraden vor Gericht
In ihrer Spieldoku hat sich die Filmemacherin Elisabeth Scharang auf das "geschlossene System Franz Fuchs" konzentriert.
Der echte Franz Fuchs wird in kurzen Originalausschnitten aus der Gerichtsverhandlung gezeigt, in denen seine einprägsamen "Nein danke"-Hasstiraden noch einmal zu sehen sind. Dabei wird deutlich, wie sehr Fuchs hier offenbar einen wohlkalkulierten Auftritt hinlegte, der auf seinen Prozessausschluss abzielte.
Verfilmte Verhörprotokolle
Markovics versucht in den Spielszenen, deren Text aus den Original-Verhörprotokollen stammt, ein vielschichtigeres Persönlichkeitsbild zu zeigen - einen verklemmten, im engen, selbst auferlegten Gefühlskorsett eingezwängten Menschen, der zu herkömmlicher zwischenmenschlicher Kommunikation nur eingeschränkt fähig ist.
Der Mensch Franz Fuchs
In den Interviewszenen kommen Menschen auch abseits des Kriminalistischen zu Wort: Ein ehemaliger Schulkamerad, der später Arbeitgeber und Chef des Vermessungstechnikers Franz Fuchs war, erinnert sich an einen "sehr loyalen Freund", einen "liebenswerten Menschen", der es einem allerdings nicht leicht machte, die Unbedingtheit seiner Zuneigung und seines Eifers anzunehmen.
Eine frühere Arbeitskollegin berichtet, sich in Fuchs' Gegenwart durchaus wohl gefühlt und bei ihm immer ein offenes Ohr gefunden zu haben. "Das Außergewöhnliche kann sehr gewöhnlich ausschauen", sagt Kriminalpsychologe Thomas Müller.
Neue Seiten
Laut Scharang war es spannend, den Mann, den die Allgemeinheit vor allem durch sein Schreien im Gerichtssaal kannte, von anderen, weniger bekannten Seiten zu zeigen. "Was wir inszeniert haben, ist nur das, was man nicht zeigen kann: den Mann, der tot ist", sagt die Regisseurin.
Der offenbare sich am besten in den langen Verhören in der Untersuchungshaft. Einige wenige Szenen zeigen Fuchs bei der Vorbereitung und Durchführung seiner Attentate, die Befragung durch Kriminalisten nimmt aber den größten Teil der Spielszenen ein.
Polizeivideo wichtige Grundlage
Für die Entwicklung der Figur sei neben den Verhörprotokollen auch ein zweieinhalbstündiges Polizeivideo eines Lokalaugenscheins in Gralla das "wichtigste Werkzeug" gewesen, so Markovics: "Dabei hat man einen Menschen kennengelernt, der unscheinbar, bescheiden und vorsichtig über Vorgänge spricht, die uns einige Zeit vorher den Atem geraubt haben."
Doku behandelt offene Fragen
Die politischen Hintergründe der Attentate und die Reaktionen der Öffentlichkeit werden in der Spieldoku nur gestreift. Diese Lücke füllt die ebenfalls von Scharang gestaltete Dokumentation über "Die offenen Fragen".
"Die vielen Gespräche mit Staatsanwalt, Profiler, dem Direktor für öffentliche Sicherheit, dem Verteidiger und so weiter waren aufregend, noch dazu haben sich manche Leute mit zehn Jahren Abstand leichter getan, darüber zu sprechen", so Scharang. "Als Journalistin stellt man aber fest, es gibt die eine Wahrheit nicht. Viele Wahrheiten hat Franz Fuchs mit ins Grab genommen."
Dabei werden auch die Zweifel an der Einzeltäter-Theorie thematisiert. Es sei nie wirklich bewiesen worden, dass Fuchs die Bekennerschreiben selbst verfasst hatte, sagt Scharang heute, "andererseits ist in den letzten zehn Jahren nie wieder wirklich etwas aufgetaucht. Wir sind alle für neue Fakten offen - man muss sie nur auf den Tisch legen."
TV-Hinweise
ORF2 zeigt die Spieldoku "Franz Fuchs - Ein Patriot" am Dienstag um 20.15 Uhr - mehr dazu in tv.ORF.at.
Um 22.30 Uhr folgt die Dokumentation "Der Fall Briefbomben - Die offenen Fragen" - mehr dazu in tv.ORF.at -, um 23.15 Uhr wird am runden Tisch über das Thema diskutiert - mehr dazu in tv.ORF.at.