Die Aktionen zu ihrer Befreiung - die Entführung des Industriellen Hanns Martin Schleyer sowie die Kaperung der Lufthansa-Maschine "Landshut" durch ein palästinensisches Kommando - waren gescheitert.
Palmers vor seinem Haus gekidnappt
Im November 1977 benötigten deutsche Terrorzellen Geld - und das wollte man sich in Österreich beschaffen: durch die Entführung des Industriellen Walter Michael Palmers am 9. November 1977.
Ausführende waren drei mit den Terroristen sympathisierende österreichische Studenten: Sie lauerten dem damals 74-Jährigen am Abend des 9. November vor seinem Haus in Wien-Währing auf, zerrten den alten Mann zu einem Auto und packten ihn in eine Schaumgummimatratze.
Wohnung angemietet
Die Fahrt ging zu einer Wohnung in Wien-Mariahilf, die eigens angemietet und mit einem Verschlag samt Pritsche ausgestattet worden war. Dort musste der gebrechliche Mann 100 Stunden zubringen.
Die Entführer verlangten zunächst 50 Millionen Schilling (3,63 Mio. Euro) und reduzierten ihre Forderung schließlich auf 31 Mio. (2,25 Mio. Euro). Das Lösegeld wurde von einem Mitglied der Familie Palmers unter Ausschaltung der Polizei übergeben, der Industrielle kam nach 100 Stunden Geiselhaft frei.
Viett als Drahtzieherin
Das Kidnapping war eigentlich eine Aktion der "Bewegung 2. Juni": Als Drahtzieherin der ersten Entführung in Österreich mit politischem Hintergrund gilt nämlich Inge Viett, die - nach verschiedenen Quellen - zu jenem Zeitpunkt noch Mitglied der "Bewegung 2. Juni" war, der zweiten deutschen Terrorzelle neben der RAF.
Zwischen beiden Gruppierungen bestanden jedoch vielfältige Verbindungen. Die "Bewegung 2. Juni" ist nach dem Todestag des Studenten Benno Ohnesorg im Zuge von Anti-Schah-Demonstrationen im Juni 1967 in Berlin benannt.
Mit Juliane Plambeck soll eine weitere Vertreterin der "Bewegung 2. Juni" an der Entführung beteiligt gewesen sein. Teile des Palmers-Lösegeldes sollen die beiden gleichsam als Mitgift bei ihrem Übertritt zur RAF mitgenommen haben.
Banküberfall in Wien
Die Geldbeschaffungsaktion war die zweite durch deutsche Terroristen in Österreich. Im Dezember 1976 hatte ein Kommando unter Waltraud Boock eine Bank in der Wiener Innenstadt überfallen und mehrere 100.000 Schilling erbeutet. Die RAF-Terroristin wurde im Gegensatz zu ihren beiden Komplizen gefasst, zu zwölf Jahren Haft verurteilt und 1987 vorzeitig entlassen.
Zu hohen Haftstrafen wurden auch die Palmers-Entführer verurteilt. Thomas Gratt und Othmar Keplinger wurden bereits zwei Wochen nach der Freilassung in der Schweiz gefasst, Reinhard Pitsch später in Wien. Der Großteil des Lösegeldes blieb verschwunden.
Links:
- Bewegung 2. Juni (Wikipedia)
- RAF (Wikipedia)