Verwirrung über Reaktion der Mutter

Kindermädchen will ersten Verdächtigen im Hotel am Abend des Verschwindens gesehen haben.
Echte und selbst ernannte Experten, Familienangehörige und prominente Mitleidende: Kaum ein Tag vergeht, an dem britische und portugiesische Medien nicht mit neuen "Enthüllungen" zum Verschwinden der kleinen Madeleine Aufsehen erregen.

Die britische "Daily Mail" hat nun aber erstmals die Aussagen einer Zeugin, die den Abend der Entführung miterlebt hat, publiziert. Und die Beobachtungen der 20-jährigen Britin Charlotte Pennington, die in der Ferienanlage an der Algarve, wo Madeleine verschwunden ist, als Kindermädchen arbeitet, wirft einige neue Fragen auf.

Verräterische Worte?
So behauptet Pennington, Madeleines Mutter Kate McCann habe nach dem Verschwinden des Kindes hysterisch reagiert und "Sie haben sie mitgenommen" geschrien. Genau dieser Wortlaut wurde auch in den ersten Presseberichten im Mai bereits kolportiert und sorgte bei den Ermittlern für Verwirrung: Denn woher sollte die Mutter von Anfang an wissen, dass ihr Kind entführt worden ist?

Kate McCann vertrat also schon nach wenigen Minuten genau jene These, mit der sie und ihr Mann Gary allen anderen Vermutungen zum Trotz bis heute an die Öffentlichkeit treten: Madeleine sei entführt worden, aber am Leben.

Verwandte behaupten anderes
Pennington meinte sie habe das, genau wie zwei andere Hotelbedienstete auch in ihrer über vierstündigen Einvernahme bei der Polizei angegeben. Das dürfte jedenfalls die Ermittler stutzig gemacht und schließlich nach weiteren Ungereimtheiten dazu geführt haben, dass auch die McCanns als verdächtig eingestuft wurden.

Erst vergangene Woche hatten zudem Verwandte der McCanns die Situation anders geschildert: Sie behaupteten, die Mutter habe "Sie ist weg, sie ist weg" gerufen - also eigentlich die näherliegendere Reaktion.

Chaotische Situation
"Ich war sehr nahe bei ihr", sagte Pennington gegenüber der "Daily Mail": Vielleicht habe sie noch etwas anderes zuerst gesagt, "sie haben sie mitgenommen" habe sie aber sicher gehört.

Die ganze Situation sei sehr chaotisch gewesen. Der Vater habe sofort wild und verzweifelt die ganze Anlage abgesucht, die Mutter sei aber völlig außer sich gewesen. Getröstet von einer Freundin habe sie sich kaum bewegen können.

Glaubt an Unschuld der McCanns
In der Anlage würden laufend Kinder kurzzeitig vermisst, und sie habe schon eine Menge hysterischer Mütter gesehen, zitiert die "Daily Mail" Pennington, die sich für das Interview adrett gekleidet und nett lächelnd ablichten ließ. "Aber keine davon war so wie Kate."

An eine Schuld der Eltern glaubt sie aber eher nicht: Die Reaktion der Mutter erklärt sie sich damit, dass sie vielleicht während des Tages jemanden gesehen habe, der Madeleine beobachtet hat.

Erster Verdächtiger doch am Tatort?
Und auch mit einer anderen Beobachtung ließ das Kindermädchen aufhorchen: Sie behauptet, den allerersten Verdächtigen in dem Fall am Abend in der Hotelanlage gesehen zu haben. Der in Portugal lebende Brite Robert M. galt zunächst als Hauptverdächtiger und bestritt zur Tatzeit im Hotel gewesen zu sein.

"Er war dort, kurz bevor wir die große Suchaktion gestartet haben", ist sich Pennington sicher. Sie habe seinen Namen nicht gekannt, aber als sich der Mann am nächsten Tag als Übersetzer angeboten hat, habe sie ihn wieder getroffen. Die portugiesische Polizei konnte gegen Robert M. allerdings keine Beweise aufbringen und ließ die Anschuldigungen gegen ihn wieder fallen.

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