Hitlers überdimensionaler Globus, der seit 1939 in der Neuen Reichskanzlei in Berlin stand, verströmte schon immer eine gewisse Faszination, ist er doch das perfekte Symbol für den mörderischen Größenwahn des NS-Diktators.
In Berlin ausgestellt
Seit über einem Jahr ist Hitlers Globus in Berlin zu sehen: Er ist ein zentrales Exponat der Dauerausstellung im Deutschen Historischen Museum (DHM). Doch ist er authentisch? Nein, meint jetzt der deutsche Kartenforscher Wolfram Pobanz in der "New York Times".
"Hitlers Globus ist verschollen", schrieb die renommierte US-Tageszeitung am Dienstag. Das Modell, das im DHM steht und dessen kuriosestes Merkmal ein Einschussloch bei Berlin ist, das von einem sowjetischen Soldaten stammen soll, sei nicht das Original, heißt es.
"Ich weiß nicht, wo er ist. Vielleicht ist er in Moskau", spekuliert Pobanz in der "NYT". Ein Foto aus dem Mai 1945 zeigt, wie russische Soldaten in der Reichskanzlei um den Globus herumstehen.
Limitierte Auflage
Als Hitlers Architekt Albert Speer 1938 mit der Fertigstellung der Reichskanzlei beauftragt wurde, soll er persönlich einen Columbia-Großglobus bestellt haben - genau diese Weltkugel gilt als Vorlage für Chaplin und Levy.
Der Globus war ein Luxusmodell des deutschen Columbus-Verlags, der eine limitierte Serie ausschließlich für hochrangige Nazifunktionäre und Wirtschaftsgranden produzierte. Wie viele dieser Globen insgesamt hergestellt wurden, ist unklar: "Die Columbus-Fabrik wurde 1943 zerstört, die Archive ebenso", so Pobanz.
Ungereimtheiten beim Sockel
Ausgeliefert wurde das Modell mit einem Standard-Holzsockel, in seltenen Fällen aber auch mit speziell angefertigten Fassungen. Genau daran will Pobanz jetzt festmachen können, dass sich der angebliche Führer-Globus in Berlin nie in der Neuen Reichskanzlei befunden habe.
Ein Entwurf aus den frühen 30ern zeigt einen Sockel, der exakt so aussieht wie jener, der im DHM ausgestellt ist - doch angefertigt wurde dieses Modell laut Pobanz nicht für Hitler, sondern für Joachim von Ribbentrops Außenministerium.
"Stark verbeult"
Pobanz ist nicht der Einzige, der dem Globus-Mysterium nachgegangen ist. "Der Globus im DHM ist nicht derjenige aus der Neuen Reichskanzlei, denn der war bei Kriegsende stark verbeult und soll sich heute im Märkischen Museum befinden", stellte der deutsche Historiker Martin Schönfeld schon im Vorjahr im Webportal Zeitgeschichte Online fest. Genaueres wisse man auch im Museum nicht.
Nach außen hin ist aber stets von Hitlers Globus die Rede. Im "Spiegel" (Online-Ausgabe) sagte DHM-Vizechef Dieter Vorsteher, man habe die Weltkugel "bereits 1945 in der Reichskanzlei eingesammelt. Es ist ein Glück, dass er erhalten blieb."
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